Handball: Drittligist TSG Haßloch darf weiterhin auf den Klassenverbleib hoffen. Vor über 600 Zuschauern in der Pfalzhalle zeigt die TSG sie ihre beste Partie der Saison und sorgt auch dafür, dass sie bei einem direkten Vergleich gar die Bergischen Panther hinter sich lassen können.

Von Jochen Willner

 
Hassloch. Als um 21.07 Uhr der Abpfiff ertönte, war die Erleichterung bei der TSG Haßloch spürbar. Sowohl bei den Fans als auch bei der Mannschaft. Die Anhänger applaudierten minutenlang, die Spieler hüpften Arm in Arm im Kreis. Schon Sekunden vor dem Abpfiff saß kaum noch jemand auf den Plätzen. Denn die Bären bewiesen im letzten Heimspiel der Saison, dass der Klassenverbleib noch möglich ist. Sie „fegten“ den Tabellennachbarn, die Bergischen Panther im Hexenkessel Pfalzhalle dank einer enormen Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte regelrecht aus der Halle.

Mit 39:30 (20:16) behielt die Sieben von Interimstrainer Christian Job die Oberhand, verließ damit die Abstiegsränge und tankte viel Selbstvertrauen für die Partie am kommenden Mittwoch (19.30 Uhr, Main-Kinzig-Halle) bei der HSG Hanau. „Mit dem Sieg heute Abend und den Ergebnissen unserer Konkurrenten haben wir es jetzt wieder selbst in der Hand“, sagte Kevin Seelos, der Sportliche Leiter der TSG nach den nervenaufreibenden 60 Minuten. „Noch ist nichts entschieden“, bremste der 37-jährige zugleich die Euphorie. Trotzdem würde nun ein Zähler in Hanau zum Klassenverbleib reichen. Auf solche Rechenspiele lässt sich Trainer Job allerdings nicht ein. „Ab morgen beginnt die Vorbereitung, wir wollen noch einmal alles in die Waagschale werfen und auch aus Hanau zwei Punkte mitnehmen“, kündigte Job an.

Seine Handschrift war gegen die Panther aus dem Bergischen Land deutlich zu sehen. Zum einen setzte Job auf die 3-2-1-Deckung, ließ aber auch die defensivere Variante 5-1 spielen. Charakteristisch für die TSG war auch das hohe Tempo im Spiel nach vorne. „Sicherlich sind 30 Gegentore zu viel, aber wie die Jungs heute aufgetreten sind, das hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte ohnehin nach den letzten zwei Trainingswochen ein gutes Gefühl“, wertete Job. Aber seine Mission ist noch nicht zu Ende. „Wir brauchen in Hanau nochmals solch eine Leistung“. Dabei kamen die Bären erst nach 20 Minuten zu ihrem Spiel, nachdem sich beide Mannschaften zunächst ein Duell auf Augenhöhe mit ständig wechselnder Führung geliefert hatten. Das änderte sich nach dem 14:13 (22.) durch Dennis Gregori. Denn im nächsten Angriff traf Niklas Glindemann aus der zweiten Reihe. Seine Würfe waren, wenn sie auf das Tor kamen, kaum zu halten. Dazu wechselte Job immer wieder die Abwehrformation und stellte die Gäste damit immer wieder vor neue Herausforderungen. Diese führte häufig zu technischen Fehlern, so dass die Haßlocher ihr Tempospiel über die Flügel forcieren konnten.

Die Bären waren „on Fire“, sie trafen fast nach Belieben, und gingen mit einer verdienten 20:16-Führung in die Pause. Dort schien Trainer Job ebenfalls die richtigen Worte gefunden zu haben. Haßloch hatte diesmal die richtige Einstellung, wollte deutlich mehr als die Gäste, ließ sich auch von der prächtigen Stimmung von den Rängen anstecken und rauschte wie ein ICE- durch die Partie. Grandios, wie Nico Herrmann nach einem Ballgewinn über das Spielfeld flitzte und zum 25:17 (38.) traf.

Sekunden später flog sein Ball direkt zu Kreisläufer Jan Philipp Werthmann, der nur noch zum 26:18 vollstrecken musste. Haßloch war sowohl in der Offensive als auch in der Abwehr mit dem überragenden Marco Bitz nicht zu stoppen. Die Bergischen Panther versuchten es mit einer Manndeckung sowohl gegen Spielmacher Yannik Muth als auch gegen Torjäger Niklas Glindemann – ohne Erfolg. Nicolas Herrmann traf erstmals zur Neun-Tore-Führung, und egalisierte zugleich den Rückstand aus dem Hinspiel. Das war noch nicht alles. Nach einer Parade von Bitz flog der lange Ball erneut zu Herrmann, der zum 34:24 (47.) traf. Als dann Florian Kern noch zur Elf-Tore-Führung traf, legte Gästetrainer Alexander Oelze erneute die Grüne Karte für die Auszeit (49.) auf den Tisch. Viel hat es nicht mehr geändert.

Haßloch kontrollierte die Partie, auch wenn in der Schlussphase der eine oder andere Wurf versemmelt wurde. Sichtlich Spaß hatten auch die beiden Jüngsten, Niklas Glindemann und Jan Philipp Werthmann, die sich schon auf das letzte Spiel freuen. „Wenn es so läuft, dann macht es auch richtig Spaß“, sagte Glindemann. Der 19-Jährige traf gleich neun Mal. „Wir hatten heute das letzte K.o.-Spiel, wir wussten, was auf dem Spiel stand, und da legst du nochmals fünf bis zehn Prozent drauf. Heute hatten wir zu jeder Zeit eine gute Abwehr, aus der wir viel Energie mit nach vorne genommen haben“, sagte Florian Kern. „Ich bin noch nie abgestiegen und das soll so bleiben“, betonte der 32 Jahre alte Routinier. „Es ist doch klar, keiner will von Haßloch als Absteiger gehen“, ergänzte Yannik Muth, der wie sieben weitere Akteure nach dem Spiel vom Sportlichen Leiter Kevin Seelos mit einem Weingebinde verabschiedet wurde.