Handball: Mit einem neuen Trainer geht die TSG Haßloch in die fünf verbleibenden Drittligaspiele. Der Übungsleiter ist im Großdorf kein Unbekannter.
Von Jochen Willner
HASSLOCH. Knapp 72 Stunden nach dem vorläufigen Abschied von Cheftrainer Michael Übel hat Handball-Drittligist TSG Haßloch seine Vorbereitung auf die nächste Heimpartie gegen den Longericher SC (Samstag, 19.30 Uhr, Pfalzhalle) fortgesetzt. Die Erleichterung war Kevin Seelos deutlich anzusehen. Nach der Niederlage beim Tabellenschlusslicht VTV Mundenheim musste sich das 34 Jahre alte TSG-Urgestein als Krisenmanager bewähren, weil Trainer Michael Übel nach dem 15. Spiel ohne Sieg noch in der Kabine der Mannschaft seinen vorläufigen Ausstieg erklärt hatte. Vorausgegangen war neben der Niederlage eine emotionale, verbale Attacke gegen den Trainer von den Zuschauerrängen, die bei Übel sichtlich Spuren hinterlassen hatte.
Als Ersatzlösung hat Seelos, der seit seinem Karriereende als sportlicher Leiter fungiert, aus einem Kreis von mehreren Kandidaten Christian Job für die Mission Klassenverbleib verpflichtet. Der 51 Jahre alte Bankkaufmann, der die A-Trainer-Lizenz besitzt, hat zwar ab Sommer dem TV Offenbach seine Zusage gegeben, erklärte sich aber bereit, die TSG Haßloch in den kommenden fünf Partien bis zum Saisonende zu übernehmen.
Dabei steht auch für ihn viel auf dem Spiel. Jobs Vater Wilfried und sein Bruder Tobias weilten ebenfalls als Trainer lange in Haßloch. Der Neue will mit dem Klassenverbleib der Bären auch den Absturz des TV Offenbach in die Oberliga vermeiden. Punkt 18.10 Uhr war Job, der in Friesenheim, Oftersheim, Nußloch und Hochdorf gespielt hat, am Dienstagabend im TSG-Sportzentrum. Nach einer deutlichen Ansprache vor der Mannschaft in der Kabine ging es 18 Minuten später in die Halle und direkt an die Arbeit.
Der obligatorische Aufwärmkick blieb diesmal aus. Stattdessen bestand das Aufwärmen mit Laufen, Gymnastik und Dehnen, ehe es schon in die verschiedenen Wurfsituationen ging. „Das Kicken muss sich die Mannschaft durch Erfolg verdienen“, begründet Job seine klare Haltung. Genau 105 Minuten dauerte die erste, aber auch intensive Einheit. Job ging stets voran, er wirkte auch fit, um so manche Übung mitzumachen und beobachtete mit seinem Co-Trainer Gerald Schalter das Engagement seiner Akteure. Und hatte anschließend positive Worte für die Jungs: „Da steckt viel Energie drin, was nach solch einer Niederlagenserie nicht zu erwarten war.“ Christian Job lobt die Stimmung und die Bereitschaft, wie das Team im Training mitzieht. „Leider sind wir nicht immer vollzählig, weil der eine oder andere erkrankt oder aus beruflichen Gründen fehlt. Das ist nun mal so, und das können wir nicht ändern“, erklärt er. Trotzdem ist er optimistisch, noch einiges bewegen zu können.
Job warnt gleichzeitig vor überzogenen Erwartungen. „Es sind drei Trainingseinheiten bis zum Spiel am Samstag, da kann man nicht alles verändern, aber an einigen Stellschrauben drehen“, betont der erfahrene Trainer. Er ist auf das Spiel gegen die Mannschaft aus dem Kölner Stadtbezirk ausreichend durch das Videostudium vorbereitet und hat schon einige Gedanken, wie er der Mannschaft helfen kann. „Die Tabelle lügt nicht, aber wir werden nicht chancenlos sein“, verspricht Job. Die Gäste aus Köln sind seit vier Spielen ungeschlagen und belegen aktuell den dritten Tabellenplatz. Mit Jonas Kämper, aber auch Lennart Niehaus und Lukas Schulz haben sie drei sehr wurfstarke Akteure in ihren Reihen, die die Bären besonders im Blick haben sollten.
Gerade in der Abwehr erwartet Job eine ganz andere Einstellung als zuletzt. Die Jungs wirkten ihm viel zu brav, scheuten zu wenig den körperlichen Kontakt. Das soll sich ändern. „Wir sind im Kampf um den Klassenverbleib , da muss man anders auftreten“, erwartet Job eine Reaktion. Dabei wird er seine Premiere in der altehrwürdigen Pfalzhalle feiern, nachdem die Partie wegen einer anderweitigen Veranstaltung dorthin verlegt wurde. „Das ist auch nicht optimal, da wir das Training von Donnerstag auf Freitag verlegen mussten.“ Aber er macht nicht viele Worte, will einfach Taten sehen und die Negativserie so schnell wie möglich beenden. Er kündigt auch einige Veränderungen an. „Wichtig ist, dass ich der Mannschaft Sicherheit gebe und nicht noch mehr Unsicherheit verursache. Das ist wichtig im Abstiegskampf.“ Damit verdeutlicht er, dass in der aktuellen Krise, der Kopf und damit die mentale Frage entscheidend sein werden. „Bitte konzentrieren und fokussiert bleiben“, rief er immer wieder bei den Übungseinheiten seinen Jungs zu. Es geht in den kommenden Wochen um alles oder nichts. Die TSG Haßloch braucht ab sofort jeden Punkt, um in der Liga zu bleiben.