Handball: Drittligist TSG Haßloch schlägt den Longericher SC Köln. Der neue Trainer Christian Job erklärt, warum der Sieg aus seiner Sicht nicht überraschend ist. Er nimmt etliche Neuerungen vor. Ein Rekord fällt.
Von Aurel Albert
Hassloch. In Spiel eins unter dem neuen Trainer Christian Job gegen den Longericher SC Köln brannte Drittligist TSG Haßloch ein Offensivfeuerwerk ab und gewann erstmalig nach 15 sieglosen Partien in Folge mit 40:34 (15:14). Dabei überraschte Job mit einem neuen Defensivsystem. Vor heimischem Publikum in der Pfalzhalle präsentierte sich die TSG wie ausgewechselt.
Interimstrainer Christian Job, der die Mannschaft bis zum Saisonende betreut, überraschte von Beginn an mit personellen und taktischen Änderungen. Am Kreis startete Lars Hannes, der unter Ex-Trainer Michael Übel noch bevorzugt im rechten Rückraum auflief. Zudem ließ Job eine offensive 3:2:1-Deckung spielen, die sich aufgrund der hochstehenden Halbverteidiger phasenweise in eine 3:3-Formation verwandelte.
Longerich überraschtDer Longericher SC zeigte sich von dieser Herangehensweise überrascht – Haßloch nutzte dies aus und legte mit einem 3:0-Lauf einen Blitzstart hin (3.). „Ich war selbst positiv überrascht, wie schnell die Mannschaft das umsetzen konnte“, erklärte Job die defensive Umstellung nach der Partie. Auch Linksaußen Florian Kern lobte den Defensivverbund: „Wir waren total aggressiv und sind so sehr gut ins Spiel gekommen.“
Auch offensiv fand Haßloch in den Anfangsminuten und über den gesamten Spielverlauf hinweg Mittel die Abwehr der Kölner zu knacken. Das Resultat: 40 erzielte Treffer. Diese Marke erreichte die TSG zum ersten Mal in dieser Saison. Das Angriffsspiel wirkte erfrischend dynamisch. Yannick Muth hielt so, nach Doppelpass mit Niklas Glindemann, den Longericher SC zum 4:2 (6.) vorerst auf Distanz.
Überzahlspiel mangelhaftAllerdings offenbarte Haßloch weiterhin Schwächen im Überzahlspiel. In der ersten Halbzeit agierte die TSG vier Minuten lang mit einem Mann mehr auf dem Feld, verlor in dieser Phase aber 0:2. Zwei Ballverluste in Folge ermöglichten dem Longericher SC den Ausgleich zum 5:5 (11.), den Lukas Martin Schulz nach einem Tempogegenstoß den Gästen besorgte.
Dem SC war die Bedeutung des Spiels anzumerken. Das festgelegte Ziel von Trainer Christian Stark: Die Festigung des dritten Tabellenplatzes, um die DHB-Pokal-Qualifikation zu sichern. Vor allem über die rechte Angriffsseite erzielten die Kölner wichtige Treffer und kämpften sich zurück in die Partie. So brachte Rechtsaußen Lennart Leitz die Gäste nach 15 Minuten erstmals in Führung (8:9). Haßloch reagierte mit einer Umstellung auf eine 6:0-Deckung, wodurch sich ein offener Schlagabtausch entwickelte. Die zweite Halbzeit wurde zu einem wahren Offensivspektakel, in dem innerhalb von 30 Minuten 45 Treffer fielen. Das hatte zwischendurch Züge eines Tennisspiels, mit Schlagabtäuschen im höchsten Tempo.
Konstantin Herbert zog nach einem Durchbruch eine spielbedeutende Zeitstrafe und einen Strafwurf für die TSG (33.). Diesmal nutzten die Bären die Überzahl konsequent aus und setzten sich auf 22:17 (37.) ab. Die Kölner konnten jedoch auf 22:20 (40.) verkürzen, wodurch das Spiel erneut auf der Kippe stand.
Job vermittelte seinen Spielern eine positive Körpersprache und diente als lautstarker Motivator an der Seitenlinie. In dieser Phase war es Torhüter Marco Bitz, der mit mehreren Paraden glänzte (42., 43., 47.) und Gegenstöße einleitete. Seine Leistung wurde von ersten „Haßloch“-Sprechchören von den Rängen begleitet.
Glindemann „versenkte“ nach Zeitspiel und einem ausstehenden Pass den Ball zum 31:26 (52.). Eine Abgeklärtheit, die den „Bären“ in den letzten Monaten noch fehlte. Sportlicher Leiter Kevin Seelos: „Man hat gemerkt, dass jeder wollte.“ Auch die Umstellung auf eine offensive mannorientierte Deckung des Longericher SC ab der 56. Minute verpuffte.
Seelos erleichtertDie Halle und die Bank standen und applaudierten. Nach Schlusspfiff war von den Rängen und der Mannschaft zu spüren welche Erleichterung nach der monatelangen Sieglosserie abfiel. Seelos: „Fünf Monate, fünf Monate, kein Sieg. Wahnsinn! Ich bin sehr zufrieden und sehr erleichtert.“ Gleichzeitig würdige er den Einsatz und die harte Arbeit des Trainers, der es geschafft hat, die Mannschaft innerhalb von nur drei Trainingseinheiten neu auszurichten: „Christian hat die ganze Woche viel reingehängt. Da muss man ein großes Lob aussprechen.“
Ein Sieg, an den die Wenigsten geglaubt hätten – nach dem Tiefpunkt in der vorangegangenen Woche, der Niederlage gegen den Tabellenletzten VTV Mundenheim. Für Trainer Job kam der Heimsieg dagegen alles andere als überraschend: „Es war eine super Trainingswoche. Ich habe mit diesem Sieg tatsächlich heute gerechnet.“ Mit dem eminent wichtigen Sieg vier Spieltage vor dem Saisonende haben die „Bären“ den Klassenerhalt wieder in der eigenen Hand.
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 76 vom Montag, den 31. März 2025