Handball: Drittligist TSG Haßloch steht fünf Spieltage vor Saisonende ohne Trainer da. Was den Übungsleiter zum Rücktrick zwingt und wie die Spieler auf die Situation reagieren.
Von Jochen Willner
Hassloch.Die Partie war längstens gelaufen, die Spieler der TSG Haßloch standen bei der VTV Mundenheim noch etwas ratlos nach der 15. Niederlage in Folge mit ihren Freunden auf dem Spielfeld. Während sich die Halle bereits fast geleert hatte, rief Kevin Seelos, Sportlicher Leiter der Bären, sämtliche Spieler in die Kabine. Es bestand Gesprächsbedarf. Es dauerte eine Weile, bis die ersten Spieler zurückkamen. Die Nachricht war nach der 28:30 (15:17) Niederlage beim Tabellenschlusslicht erwartungsgemäß keine positive. Minuten nach dem Abpfiff hatte Cheftrainer Michael Übel fünf Spieltage vor dem Saisonende sein Amt bis zum Saisonende zur Verfügung gestellt.
„Es ist keine Entscheidung gegen die Jungs, sondern eine Entscheidung, um mit einem neuen Impuls den Klassenerhalt noch zu schaffen“, erklärte Übel sichtlich angeschlagen seine Entscheidung. Übel sah nicht seine Position im Vordergrund, sondern stets das Ziel des Vereins und der Mannschaft, den Ligaverbleib zu schaffen. Da dieses Ziel höchst gefährdet ist, entschloss er sich zu diesem nicht einfachen Schritt, trotz seines für die nächste Saison laufenden Vertrags.
Der Druck auf den Cheftrainer hatte mit jeder Niederlage zugenommen, ohne dass die Mannschaft in den letzten Partien die Negativserie beenden konnte. Dazu spürte Übel, der sich stets in seiner Arbeit hinterfragte, die Negativstimmung einiger Zuschauer ihm gegenüber. Zudem wirkte er mit jedem nicht gewonnenen Spiel ebenso mental angeschlagen. So stand er nach der aktuellen Niederlage noch mehr in der Kritik. Es war schon die dritte Partie nach den Spielen beim HLZ Friesenheim-Hochdorf und vor eigener Kulisse gegen Saase 3 Leutershausen, in denen es die Mannschaft trotz einer Führung nicht geschafft hatte, eine Wende einzuleiten.
Dabei überraschte die TSG noch vor der Partie mit einer kurzfristigen Personalentscheidung. Jan Claussen (32), einst bei den Eulen Ludwigshafen in der Zweiten Liga und zuletzt beim Drittligisten TuS Kaiserslautern-Dansenberg am Ball, sprang kurzfristig bei den Bären ein und feierte nach einem Dreivierteljahr Pause ein gelungenes Comeback. Claussen war es auch, der nach langem Rückstand seiner Mannschaft den 22:22 (47.) ebnete. Danach setzten sich die Bären sogar mit zwei Toren ab. Am Ende sollte es aber nicht reichen.
Die TSG Haßloch ist seit dem 9. November weiterhin ohne doppelten Punktgewinn und verpasste zugleich erneut die Chance, mit einem Sieg die Abstiegszone zu verlassen. Allerdings leistete das HLZ Friesenheim-Hochdorf mit dem 35:28 (19:13) Sieg beim Tabellenvorletzten TV 07 Aldekerk Schützenhilfe. Damit bleibt den Bären zumindest die Möglichkeit, in den verbleibenden fünf Partien aus eigener Kraft noch den Ligaverbleib zu sichern.
Der Druck wird nicht weniger. Dazu kommt auch, dass aktuell unklar ist, wer in dieser Woche das Training leiten wird und am kommenden Samstag gegen den Longericher SC an der Seitenlinie das Sagen hat. Seit Samstagvormittag befindet sich Kevin Seelos erneut auf Trainersuche, nachdem er bisher an Übel festgehalten hat, nachdem dieser auch für die kommende Spielzeit zugesagt hat. Bereits vor einem Jahr war die Situation ähnlich, als der Verein sich entschied, von Trainer Marcus Muth zu trennen und Michael Übel vorzeitig nach Haßloch zu lotsen. Jetzt hat Übel den Weg frei gemacht.
Seinen Schritt nahm die Mannschaft gelassen auf, aber die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. „Ich kann die Situation von Michael nachvollziehen. Es ist die letzte Stellschraube, die man noch drehen kann. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen, auch wenn der Trainer die volle Rückendeckung der Mannschaft hatte“, sagt Kapitän Marco Bitz. Etwas hin- und hergerissen zeigt sich dagegen Lars Hannes: „Man muss schon realistisch bleiben, der Schritt von Michael kommt nicht überraschend, denn nach dieser Negativserie musste man schon damit rechnen.“ Dagegen erklärt Nico Herrmann: „Das ist absolut die falsche Entscheidung.“ Jetzt gelte der Blick nach vorne zu richten, um erneut das Wunder des Ligaverbleibs zu schaffen.