Handball: Drittligist TSG Haßloch versteht es nicht, sich selbst für eine Aufholjagd zu belohnen. Haarsträubende Fehler verhindern nach acht Spielen ohne Sieg einen Befreiungsschlag. Wo die Probleme liegen.

Von Jochen Willner

Hassloch.Das war wieder nichts für schwache Nerven. Dabei waren die Bären diesmal so nah an den zwei Zählern wie schon so lange nicht mehr. Ein haarsträubender Passfehler von Lars Hannes brachte die Gäste aus Rodgau Nieder-Roden nochmals in Ballbesitz, wenige Sekunden vor dem Abpfiff gelang ihnen noch der 33:33 (15:19)-Ausgleich.

Es war diesmal ein verlorener Punkt für die Gastgeber, die mit einer starken Aufholjagd einen deutlichen Vier-Tore-Rückstand zur Pause dank eines Tempogegenstoßes von Maximilian Zech zum 25:25 (47.) weggemacht hatten und auch in den letzten Minuten der Partie in Führung lagen. Nerven bewies in dieser Phase Konstantin Herbert, der sich zum Duell eins gegen eins durchsetzen konnte und so zum 27:25 und auch zum 28:26 traf. Auch Jan Philipp Werthmann fand am Kreis immer wieder Lücken und traf zum 29:27 und 31:29 nach Zuspiel von Hannes. „Dass wir in der Endphase so aufdrehen konnten, das hatten wir schon lange nicht mehr.“ Dementsprechend enttäuscht verließen die Bären auch nach dem Abpfiff direkt das Spielfeld.

Lars Hannes, der den Verein zum Saisonende verlassen wird, ging voran, applaudierte den Fans kurz zu, lief an den Trommlern vorbei, klatschte diese ab und wollte dann nur noch alleine sein. So saß er mutterseelenallein noch lange auf der Auswechselbank. Der Frust saß tief.

„Es ist sehr ärgerlich, dass wir uns diesmal nicht belohnen konnten“, erklärte TSG-Cheftrainer Michael Übel. Es waren nicht nur zwei Zähler möglich, sondern es hätten zwei Punkte am Ende sein müssen. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass die Bären ihre Niederlagen-Serie beendet haben und auch der Rückstand auf den ersten Abstiegsplatz wieder auf vier Zähler angewachsen ist. Allerdings wurde der Punkt teuer bezahlt: Yannik Muth, der Spielmacher, musste erneut wegen seiner Hüftprellung vom Spielfeld. Niklas Glindemann, mit acht Toren auch der erfolgreichste Torschütze, war wieder einmal umgeknickt und hielt bis zum Ende mit großen Schmerzen durch. Und das gleich zweimal: zunächst mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß beim vorletzten Angriff des Abends, als die Gäste erneut in Ballbesitz kamen und nach einem Foul von Konstantin Herbert noch per Siebenmeter durch Nils Hassler zum 33:32 verkürzten. Zuvor hatte Bitz noch einen Wurf der Gäste pariert. Das war bitter.

Wieder verletzte SpielerNieder-Roden setzte dann auf eine Manndeckung, ließ Haßloch kaum Freiräume und brachte so den Spielfluss der Bären zum Ersticken. So war es ein Hin und Her mit leichten Fehlern auf beiden Seiten in den letzten vier Minuten. Das Spiel und damit die Bewegung ohne Ball fand kaum statt, sodass Torhüter Marco Bitz größte Mühe hatte, den Ball an seine Mitspieler zu bringen. Es war zum Haare raufen.

Die Sieben von Übel wirkte auch mental angeschlagen. „Das hat sicherlich auch eine Rolle gespielt, jeder wollte in dieser Phase keinen Fehler machen, aber wir haben Spieler, die solche Situationen kennen und hätten abgezockter reagieren müssen“, stellte Übel fest. Dabei sah der 35 Jahre alte Übungsleiter auch diesmal trotz der Verletzungsmisere und der geringen Trainingsbeteiligung weitere Fortschritte. Auch weil die Mannschaft nach dem Vier-Tore-Rückstand kurz vor dem Pausenpfiff (15:19) auch in Spielabschnitt zwei spielerisch die Lösungen fand, um die Wende zu erzwingen. „Trotzdem müssen wir über die Phase noch einmal sprechen“, sagte Übel. Voraus ging allerdings der Ausfall von Jonas Kupijaj, der bereits in der 13. Minute die Rote Karte gesehen hatte. Dann musste Yannick Muth erneut nach einem Zusammenprall wegen seiner Hüfte vom Spielfeld. Dafür rückte Patrick Buschsieper wieder in den zentralen Rückraum, hatte bei seinen drei Würfen kein Glück und brachte so den Gegner durch zu frühe, aber auch überhastete Abschlüsse wieder ins Spiel. „Da müssen wir geduldiger bleiben und längere Angriffe spielen“, erklärte Übel. So wurde erneut die Chance verpasst, endlich mal den Bock umzustoßen.

Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. vom Montag, den 3. Februar 2025