Handball: Drittligist TSG Haßloch muss weiterhin um den Ligaverbleib bangen. Nach der 24:34-Niederlage gegen Staffelsieger HSG Krefeld Niederrhein geht es für die Bären um alles. Vor den letzten beiden Saisonspielen haben sie sehr viel Charakter gezeigt.

Von Jochen Willner

 
Hassloch. Nicolas Herrmann ist ein Mann der klaren Worte. Und er könnte auch in der Schlussphase der Saison einer derjenigen sein, die für den abstiegsbedrohten Handball-Drittligisten TSG Haßloch den Unterschied ausmachen. Auch deshalb, weil der 30 Jahre alte Linkshänder in den vergangenen Wochen und Monaten über ein Reservistendasein nicht hinauskam. Aber Interimstrainer Christian Job, der ihn aus gemeinsamen Zeiten bei der SG Nußloch kennt, setzt am rechten Flügel auf ihn. Das deutete er auch in der vorletzten Heimpartie gegen die Eagles aus Krefeld an, auch wenn diese gegen den haushohen Favoriten mit 24:34 verloren ging.

„Wenn man mit zehn verliert, kann man zunächst kein gutes Gefühl haben“, sagte Herrmann. „Aber wir haben heute gut zusammengehalten. Dazu haben manche auf Positionen gespielt, die sie schon ewig nicht mehr besetzt hatten. Aber die wichtigste Erkenntnis ist: Darauf lässt sich aufbauen“, sagte Herrmann.

Es war auch das letzte Spiel der Saison im TSG-Sportzentrum – vor nur 130 Zuschauern. Zur letzten Begegnung vor eigener Kulisse ziehen die Bären am 26. April (19.30 Uhr) erneut in die Pfalzhalle um.

Dass gegen den Staffelsieger, der ungeschlagen durch die Liga marschierte, nichts zu holen sein würde, deutete sich schon frühzeitig an, da die Bären personell dezimiert in die Partie gestartet waren. Trotzdem zeigte sich Trainer Job von seinen Jungs begeistert. „Ich bin stolz auf sie, sie haben den Kampf angenommen, sie haben gefightet und haben zu keinem Zeitpunkt, egal wie es stand, nachgelassen. Alle können heute in den Spiegel schauen“. Genau dieses Ziel verfolgte auch der 51-jährige: „Mir war wichtig, dass wir uns Selbstvertrauen holen, auch weil wir wissen, dass wir in den letzten beiden Partien nochmals alles in die Waagschale werfen müssen“, sagte Job.

Dabei zeigten die Haßlocher gleich zu Beginn, dass sie keinem Gegner zu fürchten haben, als mit einer unangenehmen Drei-Zwei-Eins-Deckung, sehr viel Unruhe bei den Gästen erzeugten, die somit nicht so zu ihrem erhofften Angriffsspiel kamen. Dazu brillierte erneut Marco Bitz zwischen den Pfosten, der sich am Ende mit 17 Paraden wieder einmal als zuverlässiger Rückhalt erwies.

Dass sich Krefeld nach 15 Minuten doch absetzen konnte, lag an zwei Punkten: Niklas Glindemann und Lars Hannes leisteten sich mehrere Fehlwürfe, dazu musste Hannes auch für zwei Minuten vom Feld. Da brach der Bann, und der Meister vom Niederrhein, der den Aufstieg in die zweite Liga fest im Visier hat, konnte nach einem Treffer des Ex-Dansenberger Julius Rose auf 6:10 davonziehen. Im Ex-Zweitliga-Spieler (Rimpar Wölfe, TuS Vinnhorst) Lukas Siegler hatten die Gäste auch einen Akteur in ihren Reihen, der den Bären größtes Kopfzerbrechen bereitete.

Aber die Job-Sieben, die ohne ihre erfahrenen Kräfte Florian Kern, Jonas Kupijaj, Patrick Buschsieper und Jan Claussen antreten mussten, ließ sich vom temporeichen Spiel der Mannschaft von Trainer Mark Schmetz nur wenig beeindrucken. Dabei mussten sie nach 15 Minuten auch ohne ihren Top-Torschützen Niklas Glindemann auskommen, der mit Schmerzen an der rechten Wurfhand das Spielfeld verließ und nicht mehr zurückkehrte. Sie bemühten sich nicht nur um Schadensbegrenzung, sondern bewiesen Charakter, ließen auch bei einem Rückstand von sieben Toren zur Pause, die Köpfe nicht hängen.

Mit nur zehn Feldspielern waren auch die personellen Möglichkeiten bei den Hausherren begrenzt. Ab der 40. Minute machte sich der Kräfteverschleiß bemerkbar, so dass Job lautstark hineinrief: „Männer, nehmt mal das Tempo raus.“ Es war der Zeitpunkt, um seine Mannschaft „vor dem totalen Untergang“ zu wahren. Job erwies sich nicht nur als Mahner, sondern auch als Motivator, als er seine Jungs immer wieder abklatschte. So bleib das Ergebnis im Rahmen.

„Krefeld ist eine andere Klasse. Wir hatten in der ersten Hälfte auch zu viele Fehlwürfe“, sagte Kapitän Bitz. „Aber unsere Drei-Zwei-Eins-Deckung wird immer besser.“ Nun richtet sich das Augenmerk ganz auf das Saisonfinale: „Wir brauchen jetzt Mut und Glück. Aber auch den Willen, den hat jeder, das hat man heute gesehen“, brachte es Herrmann auf den Punkt. „Jetzt liegt es nur noch an uns“, gibt sich auch Bitz kämpferisch. Mit Siegen gegen die Bergischen Panther und vier Tage später bei der HSG Hanau kann der Ligaverbleib gelingen.