Handball: Drittligist TSG Haßloch ist nach der Niederlage beim Schlusslicht weiter unter Druck – Kapitän kündigt seinen Abschied an
Von Jochen Willner
Burscheid. TSG-Trainer Michael Übel verschlug es die Sprache. Es war nicht nur die 32:41 (19:19)-Niederlage, die die TSG Haßloch bei den Bergischen Panther kassierte, es war viel mehr die Art und Weise, wie sich das Team präsentierte.
„Mit 41 Gegentoren kann man kein Spiel gewinnen“, stellte Übel fest. Die Ursache ist schnell gefunden. Die Abwehr präsentiert sich seit dem Spiel in Köln-Longerich wie ein Hühnerhaufen. Es fehlte jegliche Orientierung, aber auch der Zusammenhalt. „Wir haben zu keiner Phase einen Zugriff gefunden. Wenn man nicht verteidigt, dann gewinnt man auch keine Spiele“, sagte der TSG-Übungsleiter. Dass seit Wochen einige Akteure fehlen, will der Cheftrainer nicht als Ausrede gelten lassen. Auch in den Derbys hat die Mannschaft trotz Personalnot kämpferische Einstellung gezeigt und in der Defensive gekämpft.
Die Bären hätten sich nach der ersten Hälfte beim Tabellenletzten deutlicher absetzen können. Nach der 3:2-Führung der Hausherren schaffte Haßloch die Wende, Niklas Glindemann traf zur 9:7-Führung für die Bären, die im Angriff durchaus Normalform erkennen ließen. Es reichte aber nach der erneuten Führung durch Dennis Gregori zum 19:18 nicht, diesen Vorsprung in die Halbzeitpause zu retten.
Zu viele Fahrkarten„Wir hatten auch im Angriff zu viele Würfe liegen lassen“, sagte Kapitän Marco Bitz. Auch wenn der Kapitän die hohe Zahl der verletzten Akteure nicht als Ausrede gelten lassen will, machte er deutlich, dass die Mannschaft derzeit nur drei Rückraumspieler und einen Kreisläufer habe. „Wenn da jemand einen schlechten Tag hat, fehlen uns die Alternativen“. Die Achillesferse bleibe die Abwehr. „Wir haben einfach zu wenige Spieler, die eine gute Abwehr spielen können und auch wollen.“ Nach Gregoris Ausgleich zum 23:23 (38.) fand Haßloch keine Mittel mehr, um erneut in Führung zu gehen. Die Panther zogen mit vier Toren in Folge davon. Danach hatte Haßloch nicht mehr viel zuzusetzen.
„Wir haben den Kampf nicht angenommen, wie es in solch einem Spiel sein sollte. Es war aber auch keine Bereitschaft dafür da. Ich hätte erwartet, dass sich jeder zerreißt“, kritisierte Kevin Seelos den Auftritt der Jungs. „Es war gefühlt keine Aktivität da, keiner hat dem anderen geholfen, die Höhe der Niederlage war deshalb nicht unverdient“, sah es Bitz nüchtern. Die Gründe für das „Fast-Debakel“ dürften nicht ausschließlich im sportlichen, sondern auch im mentalen Bereich sein. Der Mannschaft fehlt der klare Fokus. Sie schafft es nicht, die klaren Vorgaben Übels auf dem Spielfeld umzusetzen.
Seit Wochen laufen die ersten Gespräche zur Zukunft der Mannschaft. So bestätigte Kapitän Marco Bitz auf RHEINPFALZ-Nachfrage, dass er nach fünf Jahren bei der TSG Haßloch zum Saisonende zur TBS Heilbronn-Horkheim wechseln wird. Der 29 Jahre alte Torhüter wird dann mit seinem Bruder Kevin im Kraichgau am Ball sein. Während der Kapitän seinen Abschied bereits vor den beiden Pfalzderbys im Kreise der Mannschaft kommuniziert hat, hat Cheftrainer Michael Übel seinen Verbleib bei der TSG Haßloch über die Saison hinaus bestätigt. Wie es mit den übrigen Akteuren weitergeht, ist offen. „Wir haben mit einigen schon gesprochen, aber noch nicht mit allen“, bestätigte Kevin Seelos laufende Gespräche. Offensichtlich nehmen diese Verhandlungen manchen Spielern den Fokus auf die richtungsweisenden Spiele. „Wir sind immer noch 15 Freunde, die gemeinsam Handball spielen, auch wenn wir uns mal in der Kabine gegenseitig die Meinung zum Spiel sagen“, meinte Bitz, der im letzten Spieltag des Jahres gegen die HSG Hanau alles daransetzen möchte, dass der Befreiungsschlag gelingt.
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 286 vom Montag, den 9. Dezember 2024