Handball: Nach einem zwischenzeitlichen Hoch und dem Gewinn der beiden Pfalzderbys ist Drittligist TSG Haßloch von der Realität eingeholt worden. Gegen den Tabellennachbarn TuS Opladen gab es eine deftige Klatsche. Das lag nicht allein daran, dass sechs Akteure fehlten.

Von Jochen Willner

 
HASSLOCH. Nach dem Abpfiff folgte nur noch das Pflichtprogramm. Abklatschen der eigenen Fans, der Applaus für die eigenen Zuschauer, aber dann die direkte Flucht in die Kabine. Der Frust bei der TSG Haßloch saß diesmal tief. Das hatte einen besonderen Grund: Mit 23:39 (8:20) musste sich die Mannschaft von Cheftrainer Michael Übel gegen den bisherigen punktgleichen Tabellennachbarn TuS 1882 Opladen geschlagen geben.

Nicht nur die Niederlage überraschte die über 250 Zuschauer im TSG-Sportzentrum, sondern vielmehr die Art und Weise, wie die Mannschaft diesmal auftrat. Dementsprechend deutlich waren auch die Worte von Trainer Übel gegenüber seinen Spielern beim Gang in die Kabine. „Wir haben heute alles vermissen lassen, was man braucht, um in solch einem Spiel eine Chance zu haben“, sagte der 35 Jahre alte Offenbacher. Er wirkte zugleich enttäuscht. „Ob im Angriff, in der Abwehr, im Duell Eins gegen Eins – überall haben wir nicht das gebracht, was wir uns vorgenommen haben. So ein Spiel dürfen wir nicht abliefern“, sagte Übel. Ein Lob hatte er nur für Torhüter Loic Modzinski übrig, der mit einer Reihe von Paraden in der zweiten Hälfte ein schlimmeres Debakel verhindert hat. Dass es nicht mehr als 40 Gegentore wurden, sprach Bände.

Da nahm auch Routinier Florian Kern kein Blatt vor den Mund. „Sicherlich tut uns jeder personelle Ausfall weh, trotzdem dürfen wir so nicht auftreten. Die Einstellung war heute Sch…“, brachte es Kern auf den Punkt. „Wir hatten keine Stabilität, es war kein Spielfluss da, es lief alles aus dem Stand, und es war auch kein Miteinander in der Abwehr da.“

Die Bären waren von der ersten Minute neben der Spur, denn die Gäste aus dem Rheinland lagen mit ihrem Tempospiel bereits nach acht Minuten mit 6:2 und nach 15 Minuten mit 12:5 recht deutlich die Nase vorn. Ganz zum Leidwesen von Kapitän Marco Bitz, der von seinen Vorderleuten regelrecht im Stich gelassen wurde und in der 18. Minute beim 14:5 für die Gäste Platz für Modzinski machte. Der erhoffte Impuls blieb aber aus. Es war kein Aufbäumen spürbar, es mangelte an der Einstellung. Eine Katastrophe auch der Rückzug, so kamen die Gäste aus Leverkusen auch im gesamten Spiel zu fast 20 Gegenstößen. „Man kann im Angriff Fehler machen, aber dann sollte man auch zurücklaufen“, sagte Kern.

Cheftrainer Übel zog dabei alle Register, bemühte sich mit der Hereinnahme der „Not-Neuzugänge“ Dymal Kernaja und Patrick Buschsieper sowie von Kevin Seelos, dem sportlichen Leiter, den Schaden zu begrenzen. Auch das misslang. Die Gäste aus Opladen, zuletzt mit einer Durststrecke, wirkten deutlich überlegen, hatten zu jeder Phase die richtige Antwort und ließen sich auch nicht aus dem Konzept bringen.

Dagegen erlebten Haßlochs Spielmacher Yannick Muth und seine Nebenleute Lars Hannes und Konstantin Herbert einen rabenschwarzen Abend. Für alle drei Rückraumspieler gab es gegen die körperlich starken Gäste kein Durchkommen. So landete eine Reihe von Bällen in den Armen von Gästekeeper Tim Troegel, der mit fast 20 Paraden einen Sahnetag hatte. Es waren aber nicht nur die Würfe, sondern auch das Passspiel war phasenweise schlampig. Da wirkte auch Lars Hannes nachdenklich. „Es ist keine Frage, es war nicht unser Abend. Ich bin seit Wochen mit mir selbst auch nicht zufrieden. Aber woran liegt es?“, stellte er selbst die Frage. Dann wurde er konkret. „Wenn wir zwei Mal in der Woche nur mit sechs Leuten trainieren, darf man sich nicht wundern, dass manche nicht wissen, wo sie im Rückzug hinlaufen sollen“, mahnte Hannes eine höhere Trainingsbeteiligung an.

Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 274 vom Montag, den 25. November 2024