Handball: Nur eine Woche nach dem Erfolg im Pfalzderby gegen Mundenheim verlässt Drittligist TSG Haßloch erneut in einem Derby als Sieger die Halle. Das Team von Cheftrainer Michael Übel bezwingt den Nachbarn HLZ Friesenheim-Hochdorf. Der setzt sechs Zweitliga-Spieler der Eulen Ludwigshafen ein. Aber nicht nur der Gast, auch Haßloch muss einen Nackenschlag einstecken.
Von Jochen Willner
Hassloch.Roy James saß nach dem Abpfiff mutterseelenallein auf dem Hallenboden, lehnte sich an einen Torpfosten. Der 29 Jahre alte Abwehrhüne des Handball-Drittligisten HLZ Friesenheim-Hochdorf II war enttäuscht nach der 29:33 (18:13)-Niederlage bei der TSG Haßloch. Sein Kampf und die Leidenschaft blieben im Spiel unbelohnt. Dazu dürfte der Deutsch-Nigerianer sich eine Verletzung an der rechten Schulter zugezogen haben. Er quälte sich mit Schmerzen durch die Partie. Auch Nicolas Waldvogel, Mihailo Ilic und Oskar Knudsen saßen mit Cheftrainer Gabriel Schmiedt am Ende sprachlos auf der Auswechselbank und blickten auf den Hallenboden. Es war ein Nackenschlag für die Gäste, die sich mit der Abstellung von insgesamt sechs Zweitliga-Akteuren der Eulen Ludwigshafen mehr erwartet hatten.
Dagegen waren die Bären vor über 600 Zuschauern im erneut voll besetzten TSG-Sportzentrum „auf der Höhe“. Sie schenkten Kapitän Marco Bitz zu seinem 29. Geburtstag einen weiteren Sieg. Eine Schokoladentorte mit brennenden Kerzen gab es für den Routinier vom Nachwuchs der JSG. Eine nette Geste. Der Torhüter war überrascht von dem vielen Zuspruch der Fans. Und zum Spiel: „Was soll man noch dazu sagen? Ich glaube, es war eines unserer besten Spiele.“
„Es war heute ein Erfolg der Einstellung. Der Kopf war der Schlüssel zum Sieg. Die Abwehr war top. Und im Angriff haben wir weniger Fehler gemacht“, zeigte sich TSG-Spielmacher Yannick Muth erleichtert beim Gang in die Kabine. „Wir haben unser Soll erfüllt. Wir wollten aus den Derbys vier Punkte. Diese haben wir jetzt und kann uns keiner mehr nehmen“, sagte Niklas Glindemann strahlend, mit neun Treffern der erfolgreichste Torschütze der Haßlocher.
Allerdings musste Haßloch auch einen schweren Verlust hinnehmen: Jonas Kupijaj verlor nach einem Zusammenprall mit Mihailo Ilic einen Schneidezahn und musste direkt in die Zahnklinik nach Heidelberg gebracht werden. Kevin Seelos, Sportlicher Leiter der TSG, war beim Blick auf den am Hallenboden liegenden Spieler fassungslos. Ansonsten überzeugte Haßloch von der ersten Minute an, übernahm das Zepter und setzte sich nach dem Ausgleich (2:2) von HLZ-Kapitän Simon Schwarz ab.
Die TSG profitierte von den Gästefehlern. So warf Nicolas Waldvogel nach der Hinausstellung von Sadok Ben Romdhane über das Gehäuse. TSG-Tormann Marco Bitz nutzte diese Chance und warf in das gegnerische leere Tor. Theo Straub traf nur die Latte. Beim Wurf von Ben Romdhane stand Bitz erneut im Weg.
Aber die Spielgemeinschaft gab sich nicht geschlagen. Waldvogel traf zum Ausgleich. Ilic und Ben Romdhane sorgten für die 10:8-Führung des HLZ. Aber sie blieb nicht lange, denn Patrick Buschsieper stellte nach dem Anschlusstreffer des agilen Lars Hannes mit einem Doppelschlag wieder die Führung für Haßloch her. „Das HLZ hatte die besseren individuellen Akteure, aber wir waren heute eine Mannschaft“, so „Buschi“. Danach verloren die Gäste mit ihren undisziplinierten Abschlüssen völlig den Faden. Die Bären zogen bis zum Halbzeitpfiff mit fünf Toren davon.
Das gefiel HLZ-Trainer Gabriel Schmiedt nicht. Er hatte in der Kabine viel Gesprächsbedarf. Seine Worte fruchteten nur bedingt, denn seine Akteure fanden gegen die bissige TSG-Abwehr nicht immer die Lücke zum Tor. „Es ist ärgerlich, dass wir es nicht geschafft haben, den Hebel umzulegen. In der ersten Hälfte konnten wir auch die Absprachen nicht einhalten. Es waren zu viele falsche Entscheidungen“, sagte HLZ-Torjäger Mihailo Ilic, mit sieben Treffern noch der beste Torschütze der Gäste.
Dabei durfte die Schmiedt-Sieben nach der Aufholjagd in der 54. Minute, als Kapitän Schwarz zum 27:28 verkürzte, noch auf einen Punkt hoffen. Aber da war Bitz wieder zur Stelle, parierte die Würfe von Ben Romdhane und Ilic, während Hannes und Muth zum 30:27 (57.) trafen. Da nützte die offensive Manndeckung des HLZ nichts mehr. Es war die Entscheidung. Nicolas Waldvogel, der junge Schweizer, wirkte nach seiner Premiere im HLZ sichtlich enttäuscht. „Sicherlich war es für mich ungewohnt, hier zu spielen. Aber das soll keine Ausrede sein. Wir sind im Angriff nicht in die Tiefe gegangen. Wir haben zu viele dumme Fehler gemacht“, sagte Waldvogel. HLZ-Kapitän Simon Schwarz, die Wuchtbrumme am Kreis, wurde deutlicher: „Es hat uns die Leichtigkeit gefehlt. Wir erholen uns nicht von unseren Fehlern. Das war bei Haßloch anders. Da haben wir mental immer einen Knick bekommen. Und so hat uns auch die Konsequenz gefehlt. Haßloch war immer zu 100 Prozent da. Das ist schade.“ Er lehnte das Argument ab, die Jungs seien in dieser Formation nicht eingespielt gewesen. „Wir trainieren bei den Eulen täglich zusammen, da kann man das auch im HLZ-Trikot auf die Platte bringen.“
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 262 vom Montag, den 11. November 2024