Handball: Der Knoten ist geplatzt. Mit dem letzten personellen Aufgebot hat es Drittligist TSG Haßloch geschafft, den ersten Heimsieg der Saison einzufahren. Erstmals dürfen sich die Bären über ein ausverkauftes Haus freuen. Ein Mundenheimer Eigengewächs spielt neuerdings in Haßloch. Für einen Haßlocher erheben sich die Zuschauer.
Von Jochen Willner
Hassloch. Am Ende lagen sich die Jungs in den Armen, hüpften im Kreis und sangen vom „Derbysieger, Derbysieger“. In einer äußerst kampfbetonten Partie besiegte Handball-Drittligist TSG Haßloch vor über 650 Zuschauern im restlos ausverkauften TSG-Sportzentrum den Aufsteiger VTV Mundenheim mit 32:28 (14:13) und feierte zugleich den ersten Heimsieg der Saison. Matchwinner war Torhüter Marco Bitz, der in den letzten zehn Spielminuten den Hornissen den letzten Nerv raubte. Mit insgesamt 16 Paraden machte der Kapitän den Unterschied aus.
Dagegen kamen die VTV-Keeper Adrian Cule, Nico Klein und Jannik Kunz auf insgesamt sechs Paraden. Trotzdem verlief das Nachbarschaftsduell bis zu 50. Minute auf Augenhöhe, auch wenn die Gastgeber meist in Führung lagen. Aber die Gäste aus dem Ludwigshafener Stadtteil gaben sich zu keiner Phase geschlagen, kamen immer wieder zurück, glichen auch zu Beginn der zweiten Hälfte aus und gingen sogar in Führung. Es war das Duell zweier aggressiv eingestellten Abwehrreihen, die sich nichts schenkten.
So blieb die Partie lange Zeit offen, ehe Niklas Glindemann mit einem brachialen Sprungwurf den Ball in den Winkel „donnerte“, die Hausherren erneut in Führung brachte (51.), nachdem Tom Schneider seine Sieben zuvor zum Ausgleich geführt hatte. Dann nutzten die Bären ihre Chancen effektiver als die Gäste. Zwar scheiterte Yannick Muth noch am eingewechselten VTV-Torhüter Nico Klein, dann landete ein Heber von Daniel Thielmann nur an der Latte. Sebastian Wielandt auf der ungewohnten rechten Außenposition traf im Anschluss zum 27:25. Die VTV bemühten sich um den erneuten Ausgleich, aber Bastian Schleidweiler scheiterte am überragenden Marco Bitz, der auch im nächsten Angriff Tim Schmieder keine Chance ließ.
Es war nichts für schwache Nerven. Es war die erwartete und auch hart umkämpfte Partie zweier Mannschaften, die frühzeitig den Ligaverbleib absichern wollten. In der Crunchtime lag das Momentum auf der Seite der Gastgeber. Die ehemaligen VTV-Spieler Florian Kern, Lars Hannes und Yannick Muth fanden die Lücken zu weiteren Treffern. „Das A und O war, dass wir den Kampf und Willen bis zum Schluss gezeigt haben“, sagte Routinier Florian Kern, der am Kreis wie auch im linken Rückraum „aushalf“. Dem wollte VTV-Spielmacher Lukas Klein nicht widersprechen: „Wir haben in der Schlussphase nicht mehr den Zugriff gefunden, den wir zuvor hatten. Es waren auch zu viele falsche Entscheidungen, die wir getroffen hatten. Dazu kamen am Ende die miserablen Abschlüsse.“ Der 29 Jahre alte Haßlocher, der inzwischen in Offenbach lebt, sah die Niederlage nüchtern: „Wir haben nicht das auf die Platte gebracht, was wir uns vorgenommen hatten.“
Das „kreidet“ auch Cheftrainer Steffen Schneider seinen Jungs an. „Wir wollten andere Lösungen haben, das hatten wir besprochen. Aber die Jungs haben sich nicht daran gehalten. Trotzdem hat die Mannschaft gezeigt, dass wir konkurrenzfähig sind“, sagte Schneider nach dem Schlusspfiff in seiner sachlichen Analyse.
„Es war kein schönes Spiel, aber am Ende zählt nur das Ergebnis“, brachte es TSG-Cheftrainer Michael Übel auf den Punkt. Dabei überraschten die Bären mit der Verpflichtung von Patrick Buschsieper, zuletzt beim TVG Großsachsen am Ball und ebenso ein Eigengewächs der VTV Mundenheim. Der Sportliche Leiter der TSG, Kevin Seelos, musste trotz seiner Ankündigung, nicht mehr spielen zu wollen, wieder auf das Parkett. In der 43. Minute ging er zur Entlastung von Toptorjäger Niklas Glindemann, der am Ende mit sieben Toren erfolgreichster Werfer war, für drei Minuten aufs Spielfeld. Die TSG-Fans erhoben sich dazu von ihren Plätzen und sangen „Jetzt geht’s los“. „Da bekam ich Gänsehaut“, verriet das TSG-Urgestein Seelos später. Es war die Phase, in der beide Teams die Partie offen gestalteten. Zwar lagen die Gastgeber vorne, aber Luca Seitz sorgte mit seinen sicher verwandelten Siebenmetern für das 22:22, nachdem zuvor der quirlige Colin Eden mit sieben Toren diesmal der erfolgreichste Werfer der Gäste sich im Duell eins gegen eins durchgesetzt hatte. Aber die erhoffte Wende zugunsten der VTV blieb aus. Dabei hatte Elias Horn die Hornissen mit 16:15 in Führung gebracht (33.), und diese verteidigten sie bis zur 40. Minute. Dann beendete Patrick Buschsieper mit seinem zweiten verwandelten Siebenmeter die Führung der Gäste. Denn er war nach dem Ausfall von Nico Herrmann der Mann der TSG vom Strich. Und das stets gegen seinen besten Freund Nico Klein, der in der zweiten Hälfte Adrian Cule abgelöst hatte. „Aufgrund der extremen personellen Notlage habe ich am Vorabend der Partie Kevin meine Zusage gegeben auszuhelfen. Eigentlich hatte ich meine Karriere schon beendet“, sagte Buschsieper.
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 256, Montag, den 4. November 2024