Handball: Die Wochen der Wahrheit sind eingeläutet. Nach dem bisher schwächsten Saisonspiel und der Niederlage bei Saase3 Leuterhausen will Drittligist TSG Haßloch im Pfalzderby gegen die VTV Mundenheim den Schalter umlegen, will endlich den ersten Heimsieg feiern. Eine Schlüsselrolle dürfte einer einnehmen, der in der Jugend in Mundenheim ausgebildet worden ist.
Von Jochen Willner
Hassloch.TSG Haßloch gegen VTV Mundenheim: Es ist eine besondere Partie in der Dritten Handball-Liga (Freitag, 19.30 Uhr, TSG-Sportzentrum). Fast alle Akteure kennen sich. Einige aus den Reihen der TSG Haßloch haben in der Jugend bei den VTV Mundenheim gespielt. Dennis Gregori, Florian Kern, Lars Hannes und Yannik Muth haben viele Jahre das Trikot der Hornissen getragen. Mit Lukas und Niklas Klein kehren auch zwei Haßlocher Jungs zurück, während der Mundenheimer Tim Schmieder ebenso schon das TSG-Trikot getragen hat. Aber das ist Vergangenheit.
Trotzdem elektrisiert die anstehende Partie die Fans beider Teams. Das hat sportliche Gründe. Sowohl der Aufsteiger aus dem Stadtteil von Ludwigshafen als auch die TSG Haßloch benötigen jeden Zähler im Kampf um den Ligaverbleib. Noch liegen die Bären aus dem Großdorf mit 7:9 Zählern vor den Gästen aus Mundenheim und hoffen, mit dem ersten Saisonheimsieg den nächsten Schritt machen zu können. „Einfach wird das nicht, aber wir müssen auf jeden Fall das Kreisläuferspiel mit Aaron Schleidweiler unterbinden“, sagt Yannick Muth. Der 26 Jahre alte Spielmacher kennt den kommenden Gegner besser als kaum ein anderer. Er kennt alle Akteure, ist mit vielen privat befreundet und trifft sich immer wieder mit ihnen.
„Ich freue mich auf dieses Spiel, aber auch auf das Rückspiel. Es sind für mich die coolsten Spiele, wenn wir gegen Mundenheim antreten“, so Muth. Es ist nicht nur Aaron Schleidweiler, der im gegnerischen Kreis für Unruhe sorgt, sondern auch Bastian Schleidweiler und Niklas Klein im Rückraum der Hornissen. Dabei wird Mundenheim nach dem 33:33 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden mit viel Selbstvertrauen nach Haßloch reisen. „Mundenheim ist nicht mehr der Aufsteiger wie vor einigen Jahren. Die VTV haben sich deutlich verbessert und sie wissen, dass sie fast jeden Gegner ärgern können“, betont Muth.
Trotzdem ist es dem Studenten der Fitnessökonomie nicht bange vor dem richtungsweisenden Spiel. Dabei wird vieles an ihm selbst liegen. Muth ist im zweiten Jahr in Haßloch weiter gereift. Er zieht nicht nur im zentralen Rückraum die Fäden, sondern kann auch als Torschütze glänzen. In den bisherigen acht Partien erzielte er 46 Tore und ist damit noch vor Niklas Glindemann (44) der erfolgreichste TSG-Torschütze. „Es läuft bei mir ganz ordentlich. Ich habe meine Rolle gefunden. Der Trainer gibt mir meine Freiheiten. Mir macht die Saison auch viel Spaß“, erzählt Muth. „Und Niklas an meiner Seite gibt mir auch Sicherheit.“ Dabei will sich Muth nicht so sehr mit der Verletztensituation beschäftigen. „Das ist schon ein Risiko, gerade weil die Saison noch lange ist.“ Bei ihm dreht sich fast alles um Handball, schließlich waren seine Eltern Petra und Marcus selbst aktiv. Sein Vater hatte in der vergangenen Saison die Mission Klassenverbleib bei den Bären übernommen und sie ebenso vor dem Abstieg bewahrt.
Auch diesmal werden seine Eltern wieder in der Halle sein. „Sie freuen sich, wenn es bei mir läuft. Ich bin froh, dass sie fast zu allen Spielen von mir dabei sind. Das bedeutet mir sehr viel.“ Das gelte auch für seine Freundin Sara Goudarzi, die nach einem zweijährigen Abstecher beim SV Allensbach wieder beim Handball-Zweitligisten Kurpfalzbären in Ketsch am Ball ist. Die aus Mutterstadt stammende Rückraumspielerin und Muth sind erst im Sommer aus der gemeinsamen Wohnung in Ludwigshafen-Friesenheim auf die andere Rheinseite nach Mannheim in den Stadtteil Rheinau gezogen. Aus beruflichen Gründen.
Denn Muth absolviert seine Praxisphase im Fitnessstudio Fit Base am Paradeplatz in Mannheim. Seine Freundin ist in einem Unternehmen in Hockenheim tätig. „Das war uns fahrtechnisch einfach besser“, erklärt Muth den Umzug, der zugleich einen Wechsel in der Fahrgemeinschaft bedeutet. Statt mit seinem langjährigen Freund Lars Hannes ist er jetzt im Baden-Express um Kapitän Marco Bitz, Niko Herrmann und Niklas Glindemann auf dem Weg ins Großdorf.
Ob mit den Eltern oder mit der Freundin: Der Handball steht oftmals im Mittelpunkt. Und wenn Yannick Muth mit dem Hund seiner Freundin, einem Mischling, der auf den Namen Balu hört, eine Runde läuft, dann kann er aber auch mal vom Handball abschalten. Zumindest tat er das in den vergangenen Tagen. Mit Emanuel Novo, dem jetzigen VTV-Cotrainer, mit dem er privat befreundet ist, gab es zumindest seit dem vergangenen Wochenende keine Gespräche mehr. Dafür freut er sich schon auf die Zeit nach dem Spiel am Freitagabend. Und diesmal vielleicht mit dem ersten Sieg vor heimischer Kulisse, dem erklärten Ziel von Muth und Co.
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 254, Donnerstag, den 31. Oktober 2024