Interview: Handball-Drittligist TSG Haßloch scheint eine Wundertüte zu sein. Daheim hat das Team bisher noch keine Partie für sich entschieden. Dagegen bleibt es in der Fremde eine Macht. Jochen Willner spricht nach dem Sieg beim TV Korschenbroich mit Allrounder Lars Hannes auch über Derbys und Verschnaufpausen.
Herr Hannes, wie groß ist die Erleichterung nach dem jüngsten 31:29 (17:13)-Erfolg beim Aufsteiger TV Korschenbroich? Mit Blick auf die Trainingsbeteiligung in der vergangenen Woche vor der Partie in Korschenbroich sind wir sehr erleichtert. Denn die Ausfälle im Training waren aufgrund der vielen Ausfällen wegen Krankheit und Verletzungen schon enorm. Und bei solch einem dünnen Kader, den wir aktuell haben, ist es immer schwer, diesen zu kompensieren. Im Moment quält sich fast jeder durch.
Trotzdem ist der Teamgeist schon sehr beeindruckend, nachdem doch einige wieder extra zum Spiel ins Team zurückgekehrt sind … Das ist richtig. Das spricht auch für den Zusammenhalt der Mannschaft. Nico Herrmann, der Probleme im Knie hat, ist zumindest für die Siebenmeter mitgefahren. Julius Herbert, der immer noch Probleme am Sprunggelenk hat, war dabei und hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Dazu kam noch Loic Modzinski zurück, der erkrankt war. Jeder weiß, dass wir uns alle brauchen, und wenn wir einen Mitspieler nur einige Minuten für eine Pause entlasten können.
Der Sieg in Korschenbroich kommt aber für Sie nicht überraschend …Wir sind eine Mannschaft, die fest daran glaubt, nach 60 Minuten als Sieger von der Platte zu gehen, egal, wie es personell aussieht. Es ist diesmal eine andere Mannschaft als noch in der vergangenen Saison. Die Neuzugänge haben sich schnell und auch gut integriert. Dazu hat sich die Mannschaft schneller gefunden, woran Trainer Michael Übel einen großen Anteil hat. Es sind auch Mannschaften, gegen die wir mit Blick auf den Klassenerhalt unbedingt punkten mussten.
Besonders in der Schlussphase tut sich Ihre Mannschaft noch schwer, ihren meist hohen Vorsprung zu verteidigen. Woran liegt das? Ich denke nicht, dass es eine Frage der Kondition ist. Es ist vielmehr eine Kopfsache. Gerade in solchen Phasen ist es gut, wenn man Wechselmöglichkeiten hat, um dem einen oder anderen Spieler Verschnaufpausen zu geben. Das ist bei uns nicht immer der Fall. Es sind die Kleinigkeiten, die Spiele entscheiden können.
Die personelle Situation bleibt aber angespannt?Definitiv. Jan Philipp Werthmann, der aus einer Verletzung zurückkam, hat sich jetzt den Zeh gebrochen. Nico Herrmann muss abwarten, was das MRT am Knie bringt. Kevin Knieps wird uns auch vorerst noch fehlen. Zum Glück sind wir zumindest im Rückraum von Verletzungen verschont geblieben. Wir wissen aber auch, wenn wir dort Ausfälle haben, dass es ganz schwer werden wird.
Gehen Sie davon aus, dass weitere Transfers während der Saison folgen werden? Das kann ich schlecht beurteilen. Ich würde es sehr begrüßen, damit wir mehr Wechselmöglichkeiten haben.
Niklas Glindemann darf man wohl als den Königstransfer bezeichnen, oder?Absolut. Niklas tut uns allen gut. Er passt charakterlich perfekt in die Mannschaft. Er besitzt ein gutes Spielverständnis und ist derart abgebrüht, um auch aus elf Metern zu werfen. Es macht sehr viel Spaß, mit ihm zu spielen.
Am nächsten Wochenende ist spielfrei. Kommt das der Mannschaft entgegen?Definitiv. Hier gibt es auch eine klare Ansage des Trainers, dass wir in den kommenden Tagen zunächst einmal die Zeit für die Gesundung nutzen sollen, da bei uns auch eine Grippewelle umgeht. Und wer genesen ist, geht dann ins Fitnessstudio, um sich fit zu halten. Erst übernächste Woche steht das Mannschaftstraining an. Der freie Spieltag am kommenden Wochenende wird uns guttun.
Danach stehen ja schon die Derbys auf dem Plan … Aktuell machen wir uns darüber noch keine Gedanken. Denn alle sind derzeit etwas angeschlagen, so dass wir erst mal wieder gesund werden wollen. Jetzt brauchen wir Zeit, um durchzuatmen, ehe wir uns mit den nächsten drei Spielen in Leuterhausen und dann zu Hause gegen Mundenheim sowie Friesenheim-Hochdorf beschäftigen.
Auf das Derby gegen die VTV Mundenheim dürften Sie sich wohl besonders freuen … Derbys machen immer Spaß. Und ich hoffe, dass wir gerade vor eigenem Publikum in einer vollen Halle spielen werden. Gerade nach Mundenheim und Friesenheim-Hochdorf, wo ich in der Jugend gespielt habe, gibt es noch einige Verbindungen. Aber Punkte habe ich nicht zu verschenken.
Auffällig ist, dass die TSG bisher vor eigener Kulisse noch nicht die Ergebnisse eingefahren hat, die man sich erhofft hat.Ja, das ist leider so und beschäftigt uns auch. Offensichtlich tun wir uns zu Hause schwerer als auswärts. Ich denke, dass ist auch eine Frage des Kopfes. Denn niemand setzt uns bei den Heimspielen unter Druck. Auch daran müssen wir arbeiten, um die Lockerheit vor eigener Kulisse zu finden. Dass wir das können, haben wir ja schon oft bewiesen, aber die Möglichkeiten nicht genutzt.
Interview: Jochen Willner
Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 239 vom Montag, den 14. Oktober 2024