Handball: Trainer Leo Vuletic wirft für alle überraschend bei der TSG Haßloch hin. Dafür spricht in dieser Woche nämlich gar nichts. Er hat einfach kein gutes Gefühl. Der Sportliche Leiter dachte an eine Lösung der Probleme. Wie’s weitergeht und warum er nun ein Suchender ist

Von Jochen Willner 
Hassloch. Erik ten Haag und Leo Vuletic dürften wohl in die Geschichte eingehen. Während der Niederländer nach nur zwei Spielen als Cheftrainer bei den Fußballern von Bayer Leverkusen gehen musste, warf Vuletic nach nur zwei Monaten und ebenfalls zwei Spielen bei der TSG Haßloch das Handtuch. Offensichtlich hatte die Mannschaft kein Vertrauen zum Trainer. Von Spannungen und Differenzen ist die Rede.

Das war ein Paukenschlag beim Handball-Drittligisten, ein völlig überraschender Rücktritt des gebürtigen Kroaten, der einst selbst als Spieler das Trikot der TSG Haßloch trug, zu der er zum 1. Juli 2025 als Nachfolger von Interimstrainer Christian Job zurückkehrte. Die Trennung bestätigte sowohl Vuletic als auch Kevin Seelos, der Sportliche Leiter des Drittligisten auf RHEINPFALZ-Nachfrage.

Seelos betreutBeim Auswärtsspiel am Samstag bei TuS 82 Opladen (19.30 Uhr, Bielertsporthalle Opladen) wird Kevin Seelos das Team von der Trainerbank aus betreuen, da auch Co-Trainer Gerald Schalter an diesem Wochenende aus persönlichen Gründen nicht zur Verfügung stehen wird. „Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber es ist eine Entwicklung aus den letzten Wochen, wo aus meinem Bauchgefühl. Bauchschmerzen wurden und ich gemerkt habe, dass ich bei den vielen kleinen Baustellen, die wir haben, nicht die Kraft und Energie habe, um diese zu bereinigen“, sagte Vuletic.

So nannte der 48 Jahre alte Pädagoge zum einen die „chaotische“ personelle Situation zu Beginn der Vorbereitung. Aber das dürfte (noch) nicht das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Vielmehr waren es unterschiedliche Auffassungen und auch Differenzen mit einigen Spielern zur Spielidee des Trainers.

Dies bestätigte Vuletic, ohne konkrete Namen von Spielern zu nennen. „Das negative Gefühl aus den letzten Wochen bekam ich nicht mehr los und da ich ein Mensch bin, der Entscheidungen aus dem Bauchgefühl treffe, blieb mir kein anderer Weg übrig, als diesen Entschluss Kevin Seelos so mitzuteilen. Es war definitiv keine Entscheidung aufgrund der beiden Niederlagen“, sagte Vuletic.

Kapitän Florian Kern zeigte sich von der Entscheidung Vuletics etwas überrascht. „Ich habe die Situation nicht so wahrgenommen, wie es der Trainer gesehen hat.“ Der Kapitän war zuletzt vier Wochen verletzt und hat teilweise nur individuell trainiert. Nicht anders sah es auch Lukas Klein, das einstige Eigengewächs der TSG Haßloch, als er die Entscheidung am Freitagvormittag aus der WhatsApp-Gruppe erfuhr.

Klein überrascht„Ich wusste erst mal gar nicht was los ist. Die Entscheidung von Leo hat mich schon sehr überrascht, denn sie hat sich nicht angedeutet. Wir haben in dieser Woche normal trainiert und er hat uns auch auf das Auswärtsspiel in Opladen vorbereitet“, erzählte Klein. „Dass es mal die eine oder andere Auffassung gab, das ist normal, aber die Saison ist noch lange und man kann auch darüber sprechen“, so Klein.

In die gleiche Richtung gehen auch die Worte von Vize-Kapitän Patrick Buschsieper: „Ich hatte mit solch einer Entscheidung nicht gerechnet, auch wenn die eine oder andere Auffassung zwischen Spielern und Trainer da war, war das Miteinander immer gut. Es ist schade, aber jetzt sind wir als Mannschaft gefordert enger zusammenzurücken und das Beste aus der Situation zu machen“, sagte Buschsieper.

Überrascht war auch Kevin Seelos: „Für mich kam die Entscheidung aus dem heiteren Himmel“, bedauerte der Sportliche Leiter die Entscheidung des Cheftrainers. Dabei macht Seelos kein Geheimnis, dass er auch vereinzelt die unterschiedliche Auffassung einzelner Spieler zur taktischen Idee mitbekommen habe und er davon ausging, dass diese Fragen mit dem Cheftrainer direkt besprochen werden.

Das ist dann doch nicht mehr so weit gekommen. „Deswegen war ich ja so überrascht, dass Leo dann zurückgetreten ist“, erklärte Seelos. Dabei war der 37 Jahre alte Urgestein der TSG Haßloch noch guter Dinge, dass der Aufwärtstrend der Mannschaft auch nach der Niederlage gegen die MT Melsungen II sich unter Vuletic fortsetzen wird.

Nachfolgesuche läuft„Jetzt stehen wir wieder ohne Trainer da. Aber wir werden in dieser Frage keinen Schnellschuss machen, sondern zunächst die Situation mit Gerald Schalter und mir überbrücken aber gleichzeitig in aller Ruhe uns um einen Nachfolger bemühen“, so Seelos. Dabei zeigt er trotz aller Enttäuschung über den vorzeitigen Abschied von Vuletic durchaus Verständnis für sein Handeln.

„Wenn man solch ein Negativgefühl hat, wie es Leo beschrieben und er auch noch den Eindruck hat, dass seine Botschaft bei der Mannschaft nicht mehr ankommt, dann bleibt ihm kein anderer Weg als er, den er gegangen ist“. Die Trainersuche wurde am Freitag noch eingeleitet. Allerdings geht Seelos zunächst davon aus, dass in den beiden richtungsweisenden Spielen in Opladen als auch im Heimspiel gegen den TV Homburg kein neuer Cheftrainer auf der TSG-Bank sitzen wird.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 207
Datum Samstag, den 6. September 2025
Seite 10