Handball: Acht Sekunden vor Spielende sieht Drittligist TSG Haßloch wie der Sieger im Heimspiel gegen den TV Aldekerk aus. Dann erkennen die Schiedsrichter ein regelkonformes Tor der Gäste an. Dass für die TSG nur ein Remis herausspringt, hat aber noch einen anderen Grund.

Von Jochen Willner

 
Hassloch. Der Abpfiff ertönte, aber der Ball von Aldekerks Konrad Thelen lag noch in der Luft und somit auch nicht wie regelkonform vorgesehen, hinter der Torlinie von TSG-Torwart Loic Modzinski. Handball-Drittligist TSG Haßloch wähnte sich schon in Siegesgedanken. Zu Recht. Bereits acht Sekunden vor dem Abpfiff hatte Florian Kern, der frühzeitig mit zwei Zeitstrafen belastet war und lange auf dem Spielfeld vermisst wurde, seine Mannschaft noch einmal zum 30:29 in Führung gebracht, als er von der linken Außenposition gegen Paul Keutmann die Lücke fand. Aber am Ende reichte es trotzdem nur zu einem Punkt.

Denn die beiden Unparteiischen Leon Schönberger und Pit Hegenbart aus dem Perspektivkader des Deutschen Handball-Bundes (DHB), die schon zuvor mit einer Reihe von regelwidrigen Entscheidungen auf beiden Seiten „ihren schlechten Tag“ eindrucksvoll bestätigten, ließen den letzten Treffer der Gäste nach minutenlangen Gesprächen doch noch zu. Zunächst wurde es aber still, als Schönberger deutlich machte, sich noch beraten zu müssen. Auch die beiden Zeitnehmer Claudia und Joachim Metz konnten nicht helfen, da sie diese Szene nicht gesehen hatten.

Und so bestätigte Leon Schönberger überraschend nachträglich den Ausgleichstreffer für den TV Aldekerk. Es folgte die Enttäuschung bei den Bären, dagegen die Freude bei den Gästen aus der Grenzregion zu den Niederlanden. Die Frage nach einem Einspruch stand im Raum, aber Kevin Seelos, der Sportliche Leiter der TSG Haßloch, verzichtete aufgrund der geringen Aussicht auf Erfolg auf dieses Verfahren. „Wir werden uns das Spiel schon noch einmal genau ansehen“, kündigte Kevin Seelos dennoch an.

Dagegen wirkte Florian Kern ratlos: „Ich bin bitter enttäuscht, es war ein Vier-Punkte-Spiel, und am Ende ist es nur einen Punkt.“ Daran hatten auch die Unparteiischen ihren Anteil. Haarsträubend auch ihr Fehler, als Aldekerks Kreisläufer Jonas Mumme bereits einen Meter im Sechsmeterraum stand, dort den Ball erhielt und traf (49.). Ein Treffer, der regelwidrig von den beiden Hessen anerkannt wurde.

Trotzdem lief es bis zur 50. Minute noch ganz im Sinne der Gastgeber. Zwar gerieten die Schützlinge von Cheftrainer Michael Übel trotz zeitweiligen Vier-Tore-Vorsprungs erstmals nach einem Siebenmeter von Thomas Pilhak, dem überragenden Rechtsaußen der Gästemannschaft, mit 24:25 (50.) ins Hintertreffen. Aber die Haßlocher hielten zumindest bis zur letzten Sekunde in einem niveauarmen Duell die Begegnung offen.

Glindemanns achtes TorNach dem 28:28-Ausgleich durch den kurz zuvor für den verletzten Max Zech eingewechselten Dennis Gregori ließ Haßlochs Torjäger Niklas Glindemann mit einem Sprungwurf zum achten Mal an diesem Abend dem gegnerischen Torhüter Paul Keutmann 30 Sekunden vor dem Abpfiff keine Chance beim 29:29-Ausgleich. Nach dem erneuten Ballverlust der Gäste zeigte Kern seine Kaltschnäuzigkeit und traf acht Sekunden vor dem Ende der Partie zur 30:29-Führung. Seine TSG Haßloch schien vor dem nächsten doppelten Punktgewinn. Aber diese zwei Punkte nahmen ihnen schließlich die Unparteiischen mit ihrer umstrittenen Entscheidung.

Andererseits haben die Bären dieses Szenario sich selbst zuzuschreiben, weil sie nach einer starken ersten Hälfte und einer klaren 15:11-Führung binnen 100 Sekunden und vier Gegentoren in Folge das Spiel aus der Hand gaben. Es entwickelte sich eine schwache Partie mit einem am Ende leistungsgerechten Ergebnis. „Es haben uns da die Ballgewinne gefehlt, die wir in der ersten Hälfte erzielt haben. Aber wir haben auch viel zu viele technischer Fehler gemacht und unnötige Bälle verworfen“, nahm sich Yannick Muth selbst in die Kritik.

Enttäuschter Übel„Es ist mir unerklärlich, wie so etwas passieren kann“, sagte Übel. „Wir bringen selbst viel zu viel Hektik in der zweiten Hälfte ins Spiel, statt konzentriert zu bleiben, um unser Spiel durchzuziehen.“ Der Trainer zeigte sich am Ende vom Ergebnis enttäuscht. „Mal unabhängig von der letzten Aktion des Abends, am Ende sind wir selbst schuld. Es ist mit Blick auf die zweite Hälfte ein gerechtes Unentschieden.“

Auch weil die Bären nach einer starken ersten Hälfte mit ihren individuellen Fehlern die Gäste aufgebaut haben. „Wenn man mit vier Toren führt, muss man in der Lage sein, die Führung bis zum Ende runterzuspielen“, haderte auch Neuzugang Nicolas Herrmann, der „Mister 100 Prozent“ vom Siebenmeterstrich mit dem Punktverlust. „Es waren zu viele vergebene Chancen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen“, brachte es der 30 Jahre alte Linkshänder auf den Punkt. „Der Punktverlust ist sehr, sehr bitter, aber es ist alles noch besser als in der vergangenen Saison. Jetzt fahren wir mit viel Selbstvertrauen nach Nieder-Roden und holen uns dort die Punkte“, stellte Yannick Muth optimistisch fest.

Quelle: Die Rheinpfalz Mittelhaardter Rundschau – Nr. 216, Montag, den 16. September 2024, Jochen Willner