Das Pfalzderby ist die hitzige Partie zweier Drittligisten, die um den Ligaverbleib kämpfen. So richtig freut sich am Ende niemand, weder bei Gastgeber TSG Haßloch noch bei der mHSG Friesenheim-Hochdorf.

Marcus Muth verließ nach dem Abpfiff mit der Taktiktafel das Spielfeld. Sein Gegenüber Gabriel Schmiedt wirkte ebenso nachdenklich und tauschte sich mit seinem Cotrainer Malte Metz aus. Nur ein doppelter Punktgewinn hätte für jede Mannschaft etwas mehr Klarheit in Sachen Klassenverbleib gebracht. Doch die Partie zwischen der TSG Haßloch und der mHSG Friesenheim-Hochdorf endete vor über 450 Zuschauern im TSG-Sportzentrum leistungsgerecht mit einem 32:32 (18:14)-Unentschieden.

Beide Teams befinden sich „über dem Strich“ in jener Zone, die eine weitere Saison in der dritthöchsten Spielklasse sichert. Die Gäste aus Friesenheim und Hochdorf waren in der zweiten Hälfte näher am Sieg als die Gastgeber. „Wir hatten in den letzten Tagen eine turbulente Woche. Ich war mit den Trainingsleistungen nicht zufrieden. Deshalb wurde ich am Dienstag in der Teamsitzung richtig laut. Heute hat die Mannschaft auf das, was ich zuletzt vermisst habe, eine Antwort gegeben. Die zweite Hälfte war das Beste, was ich in den letzten Wochen von meiner Mannschaft gesehen habe, auch wenn es nicht zum Sieg gereicht, hat“, so Schmiedt.

Ausgleich kurz vor Schluss

Es blieb bis zur Schlusssekunde spannend. Erst 18 Sekunden vor dem Abpfiff sorgte Lars Hannes mit einem sicher verwandelten Siebenmeter noch für den Ausgleich. Die Gäste hatten 150 Sekunden vor dem Ende noch mit 30:32 in Front gelegen und waren einem sicheren Sieg entgegengesteuert. Ein Wurf von Moritz Schulz über das TSG-Tor brachte die Bären wieder heran: Zunächst verkürzte Leo Pfeil vom Kreis zum 31:32. Dann traf Hannes vom Siebenmeter-Strich. „Am Ende war es ein gewonnener Punkt. Mit der zweiten Hälfte war ich aber nicht zufrieden. Da haben wir zu kopflos agiert und unnötige Bälle weggeworfen. Auch hatten wir heute keine zufriedenstellende Torhüterleistung“, sagte Muth.

Das Verhalten von Theo Surblys, der Luis Maier zu Fall brachte und dafür die Rote Karte sah (26.), ärgerte Muth ebenfalls gewaltig. „Das war völlig unnötig“, so der TSG-Trainer. Mit Surblys fiel ihm für den Rest der Partie eine Korsettstange im linken Rückraum weg. Dabei sah es zunächst sehr gut für die Bären aus. Trotzdem brachen sie nach der 18:14-Führung zur Halbzeit ein. Mit einem 5:0-Lauf glich die mHSG nach einem erneuten Treffer von Max Zech zum 19:19 aus (37.). Die Führung wechselte ständig, nachdem Kaspar Manfeld Hansen, der junge Däne aus dem Zweitliga-Kader der Eulen Ludwigshafen, per Gegenstoß zur ersten Gästeführung (22:21) getroffen hatte.

Starker Wenning im Tor

Haßloch blieb dran, aber die Gäste hatten in der Kabinenpredigt die richtigen Maßnahmen mit auf den Weg bekommen. „Wir haben uns vorgenommen, im Eins-gegen-eins den einen oder anderen Spieler der TSG zu isolieren, um noch die Wende zu erzwingen“, sagte Cotrainer Metz. Seine Mannschaft profitierte von den Paraden von Daniel Wenning, dem 19-jährigen Neuzugang von der TSV Wieblingen zwischen dem Pfosten. Der Youngster hatte keine Mühe, denn die Würfe der TSG waren meist miserabel. So setzte sich die mHSG nach vorherigem TSG-Ausgleich auf 31:29 und 32:30 ab. Am Ende reichte es trotz der Glanzleistung von Luis Maier, der achtmal in Hälfte zwei traf, nicht.

TSG spielt kopflos

Es waren zwei unterschiedliche Hälften: Haßloch dominierte in den ersten 30 Minuten. Metz: „Wir sind da nicht ins Spiel gekommen, Haßloch war griffiger, aber auch bissiger als wir. Dazu haben wir zu viele leichte Fehler gemacht.“ Bei den Bären lief zunächst fast alles nach Plan. Die Abwehr stand solide. Mit dem Tempospiel nach vorne kamen die Gastgeber zu ihren Treffern. Immer wieder fand Yannick Muth, der eine seiner besten Partien im TSG-Trikot ablieferte, die Lücke oder setzte seine Nebenleute in Szene. Besonders Philipp Alt erwies sich dabei als sicherer Torschütze und traf in den letzten zwölf Minuten vor der Pause viermal. „Es war mehr möglich, wir haben es einfach nicht geschafft, in der zweiten Hälfte unseren Vorsprung zu verteidigen oder auszubauen“, sagte Alt. Yannick Muth, der als Spielgestalter brillierte, wirkte am Ende etwas fassungslos: „Wir brechen ein und spielen dann ohne Kopf. Zum Glück haben wir in der Schlussphase nicht den Kopf hängen lassen.“ Der Abstiegskampf geht für beide Teams weiter.

Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 18.02.2023, Jochen Willner