Sowohl die Zuschauer als auch die Spieler mussten zunächst geduldig sein. Nach über fünf Monaten Pause war die Lust auf Handball groß. Sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Akteuren. Aber sie wurden zunächst auf eine harte Probe gestellt. Wegen einer Vollsperrung auf der Autobahn bei Sandhofen kamen die Gäste von der HSG Hanau nicht voran. Die Partie im TSG-Sportzentrum wurde erst mit über einer Stunde Verspätung um 21.17 Uhr angepfiffen. Das Warten hat sich gelohnt. Die Bären, deren Kader runderneuert wurde, bewiesen von der ersten Sekunde an viel Biss, gingen aggressiv in der Abwehr zur Sache und beeindruckten die favorisierten Gäste. „So wie wir 60 Minuten in der Deckung gefightet haben, das war das Geilste, was ich bisher erlebt habe“, sagte „Matze“ Röder, der nach acht Jahren ein beeindruckendes Comeback feierte. Trotzdem reichte es nicht zum Sieg. Die Bären unterlagen dem Staffelsieger von 2022/2023, HSG Hanau, mit 25:28 (16:14).
Röder und Ganshorn neu
Der 35-jährige Röder gilt als einer der Hoffnungsträger, der bei sich im Angriff „noch viel Luft nach oben sieht“. Mit ihm und der „Last Minute“-Verpflichtung David Ganshorn ließ die Sechs-Null-Deckung der TSG nur wenig zu. Im Angriffsspiel ging es stets im Höllentempo in die Offensive. So setzte die Schützlinge von Trainer Andreas Reckenthäler die ersten Nadelstiche. Als dann Spielmacher Lars Hannes nach einem Überzieher zum 7:4 traf und Florian Kern gleich danach nach Zuspiel von Hannes zum 8:4 (14.), „brannte die Halle“. Die Gastgeber kämpften mit Leidenschaft. Hanau fand zunächst kein Mittel gegen die TSG. Bemerkenswert war, dass die Hausherren in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte, gleich fünf teilweise umstrittene Zeitstrafen hinnehmen mussten. Und mit der Herausnahme von Torhüter Marco Bitz, dem neuen Kapitän der Bären, traf Hanau gleich viermal ins leere Tor. Das war bitter, denn die Gäste fanden mit zunehmender Spieldauer nicht nur zur eigenen Stärke zurück, sondern verkürzten bis zum Halbzeitpfiff auf 14:16.
In 40 Sekunden zieht Hanau davon
Daran änderte sich zunächst nach dem Wiederanpfiff nicht viel. Die Bären blieben trotz des zwischenzeitlichen 17:17 in Front. Aber in der 47. Minute kippte die Partie: Zwar glich Yannick Muth noch zum 21:21 aus. Aber dann erlebten die Haßlocher die entscheidenden Sekunden, die ihnen das Genick brach: Innerhalb von 40 Sekunden zog Hanau mit drei Toren in Folge auf 24:21 davon, weil Lars Hannes per Zuspiel zum Kreis scheiterte und auch Yannick Muth gegen den gegnerischen Torhüter Can Adanir kein Glück hatte. Adanir, einst bei den Junglöwen im Tor, wuchs jetzt über sich hinaus, parierte gegen Max Zech und erneut gegen Muth.
Haßloch bemühte sich um den Anschluss, wirkte aber nicht mehr so konzentriert. Es fehlte die Geduld im Abschluss. „Trotz des großartigen Kampfes haben wir in der zweiten Hälfte zu viele Fehler gemacht, auch zu viele Freie leichtfertig verworfen“, stellte Bitz fest. „Es war ein Topspiel. Die Niederlage wird uns nicht weh tun. Es gibt noch andere Gegner, wo wir die Punkte holen müssen.“
Viele Zeitstrafen
Trotzdem wollen die Bären die Fehler aufarbeiten. „Ich glaube schon, dass uns zum Ende die Konzentration gefehlt hat. Und wir dürfen uns nicht von den vielen Zeitstrafen runterziehen lassen“, betonte Max Zech. Ein Thema, das auch Cheftrainer Andreas Reckenthäler beschäftigen wird. „Ich muss mir das Spiel nochmals ansehen. Trotz der Niederlage kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben alles gegeben. Ich bin sehr stolz, wie sie, besonders in der ersten Hälfte, aufgetreten sind.“ Für Haßloch trafen Surblys (1), Hannes (5/1), Röder (3) – Kern (3), Zech (4), Djozic (3/3), Muth (4), Alt (1), Polifka (1).
Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 03.09.2023, Jochen Willner