Noch ist die Mission Klassenverbleib nicht beendet. Drittligist TSG Haßloch hat den Weg aus der Krise gefunden. Der neue Trainer Michael Übel hat dem Team eine gehörige Portion Disziplin mit ins Spiel gegen den Longericher SC gegeben.

Nach dem Abpfiff saß Yannick Muth lange in der Mannschaftskabine. Der Spielmacher des weiterhin abstiegsbedrohten Handball-Drittligisten TSG Haßloch war nicht nur sichtlich erschöpft. Er war wie viele seiner Kollegen am Ende seiner Kräfte. Der Grund: Das hatte einen guten Grund. Mit einer äußerst engagierten, aber auch höchst kämpferischen Einstellung besiegten die Bären den bisherigen Tabellensechsten Longericher SC mit 36:32 (19:18). Es war der zweite Sieg innerhalb einer Woche und lässt den Blau-Weißen weiterhin die Chance, aus eigener Kraft in der dritthöchsten deutschen Spielklasse zu bleiben. Zumindest haben jetzt die Schützlinge des neuen Trainers Michael Übel vor den beiden letzten Saisonspielen die Abstiegszone verlassen.

„Es war definitiv nicht der Befreiungsschlag. Wir haben jetzt eine gute Ausgangslage erarbeitet. Wir müssen einfach so weiter machen“, brachte es Übel auf den Punkt. Auch Kevin Seelos, der Sportliche Leiter der TSG, zeigte sich erleichtert. „Heute waren wir die Bären.“ Dann hatte es der Cheftrainer eilig. Denn er reiste direkt nach der Partie wieder zur Sportschule nach Hennef, wo er am Wochenende ein Modul seiner B-Trainer-Ausbildung absolvierte. Nicht anders war es bei Philipp Alt. Der 19-Jährige kehrte ebenso noch in der Nacht nach der Partie wieder zu seinem Seminar beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nach Frankfurt zurück. Beide zeigten sich aber ebenso erleichtert. „Man hat gesehen: Den Jungs macht es wieder Spaß. Sie wollen und sie glauben an ihre Chance. Deshalb gibt es keinen Grund, jetzt eine Stufe zurückzufahren“, betonte Übel und lobte auch die mannschaftliche Geschlossenheit.

Bessere Abwehr

Dabei kam die TSG etwas holprig in die Partie und lag bis zur 17. Minute meist mit einem Tor zurück. Aber die Haßlocher zeigten sich im Abwehrverbund deutlich verbessert, allen voran der erfahrene Jonas Kupijai, der gemeinsam mit Matthias Röder im Innenblock den Gästen aus dem Stadtteil von Köln alles abverlangte. Dazu erwies sich Kapitän Marco Bitz zwischen dem Pfosten erneut als zuverlässige Stütze. Für die erste 12:11-, 13:1- und 14:13-Führung sorgte dann wieder einmal „Schlitzohr“ Yannik Polfika, der sich im Duell eins gegen eins durchsetzte und auch die Lücke zum gegnerischen Tor fand. Der Linkshänder bewies diesmal wieder Nerven. Trotzdem schafften es die Gäste noch vor dem Pausentee, die Partie kurzzeitig zu drehen und zogen erneut mit 15:16 in Front. Aber die Bären ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie blieben bei sich, spielten lange den Ball und erarbeiteten sich ihre Würfe. „Wichtig war, dass wir uns keine überhasteten Würfe genommen haben“, sagte Yannick Muth. Und so sorgte nach dem erneuten 18:18-Ausgleich per Siebenmeter durch den etwas gesundheitlich angeschlagenen Kreisläufer Lars Hannes noch Philipp Alt für die wichtige Pausenführung. „Wir sind aktuell deutlich mehr auf das Spiel fokussiert, deshalb haben wir auch weniger Fehler gemacht“, sagte der 19-jährige Rückraumspieler.

Größerer Siegeswille

In Spielabschnitt zwei war es zunächst das Duell zweier Mannschaften auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für die Gastgeber. Nur bis zur 38. Minute bewahrte Longerich stets den Ausgleich. Dann steigerten sich die Haßlocher und zeigten vor 220 Zuschauern, dass sie den größeren Willen zum Sieg haben. Lars Hannes und Maximilian Zech erhöhten mit einem Doppelschlag auf 24:22. Und nach einem Gegentreffer von Lukas Martin Schulz, setzten sich die Gastgeber mit 27:24 weiter ab. Dabei erwies sich Florian Kern immer wieder als treffsicherer Schütze, der nicht nur per Gegenstoß, sondern mit seinen Einläufen die Gäste stets überraschte. Auch auf Yannick Muth war in der Crunchtime wieder Verlass. Mit drei Treffern in den letzten zehn Minuten beseitigte er die letzten Zweifel am nächsten Heimsieg. „Auch die Fans haben uns da sehr beflügelt“, ergänzte Alt. Da hatte auch Übel auch ein Lob für Muth parat: „Seine Spielsteuerung war, unabhängig von seinen erzielten Toren, richtig gut.“ Muth: „Wir sind 60 Minuten diszipliniert geblieben, auch haben wir in den kurzen Schwächephasen nicht die Köpfe hängen lassen.“ Der 25 Jahre alte Sohn von Extrainer Marcus Muth scheint nach der Freistellung seines Vaters vom Traineramt befreiter aufzuspielen.

Routinier Florian Kern: „Der Sieg in Homburg hat uns Auftrieb, aber auch Selbstvertrauen gegeben. Jetzt stehen die Chancen gut. Diese wollen wir auch nutzen.“ Die nächste Möglichkeit besteht in zwei Wochen, wenn die TSG die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II vor heimischem Publikum empfängt. Bei einem weiteren Sieg könnte es zum vorzeitigen Klassenverbleib reichen.

Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 05.05.2023, Jochen Willner