Noch stehen vier Spieltage in der Dritten Liga Südwest aus. Doch die Lage für Schlusslicht TSG Haßloch scheint aussichtslos, auch wenn dem Team zum ersten Nichtabstiegsplatz nur drei Punkte fehlen.

Als am Samstagabend um 21.06 Uhr Schiedsrichter Johannes Friedrich abpfiff, waren die Bären um eine Gewissheit reicher. Mit einer weiteren Niederlage, einem 27:34 (13:17) gegen den bisherigen Tabellenvorletzten TV Aldekerk 07, dürfte der Klassenverbleib immer unwahrscheinlicher werden. Konkret: Es müsste fast noch ein Wunder geschehen, dass die Mannschaft von Trainer Marcus Muth in den vier verbleibenden Partien die nötigen Zähler holen wird, um noch auf Platz 13, dem ersten Nichtabstiegsplatz, zu klettern.

Entsprechend herrschte nach dem Abpfiff zunächst ratlose Stille im TSG-Sportzentrum. Lars Hannes flüchtete direkt in die Kabine. Dennis Gregori folgte ihm kurz danach, ohne zuvor bei den Trommlern vorbeizuschauen. Yannick Muth verkroch sich sogar mutterseelenallein in eine Hallenecke. Der Frust saß tief. „Es war wieder die Chancenverwertung. Dazu machen wir einfach zu viele Fehler. Es ist ein Rätsel, denn wir hatte eine gute Trainingswoche hinter uns. Wir waren uns sicher, dass wir dieses Spiel gewinnen werden“, sagte Maximilian Zech.

TSG gleicht aus

Es war das eingetreten, was man sich nicht gewünscht hatte. Die Bären wurden wieder einmal von der bitteren Realität im Kampf um den Ligaverbleib eingeholt. Es hätte im Spiel um alles oder nichts nicht so weit kommen müssen. Haßloch kam zwar schlecht ins Spiel, lag von Beginn an zurück, bis Maximilian Zech seine Mannschaft erstmals zum 6:6-Ausgleich führte (11.). Dabei taten sich die Gastgeber gegen die Spielweise der Gäste vom Niederrhein schwer und gerieten – auch bedingt durch das Zeitspiel der Gäste – fortan wieder in Rückstand. Aber die TSG kam immer zurück und schaffte erneut den Ausgleich (8:8, 9:9, 11:11 und 13:13), ohne dabei die Chance zur Führung zu nutzen. „Da hätten wir schon in Führung gehen müssen, aber wir lassen einfach zu viele freie Möglichkeiten liegen“, haderte Trainer Muth mit dem Verlauf. Es kam noch schlimmer: Aldekerk zog mit einem Vier-null-Lauf bis zum Pausenpfiff auf 17:13 davon. Das war bitter.

Es war eine Haßlocher Schwächephase, die sich auch nach dem Wiederanpfiff zunächst fortsetzte. Die TSG, die nicht mehr an die stabile Abwehrleistung aus der ersten Hälfte anknüpfen konnte, geriet immer mehr ins Hintertreffen und lag in der 39. Minuten sogar mit sechs Toren (16:22) zurück. „Aldekerk hat keinen guten Handball gespielt, aber sie waren abgezockter als wir“, stellte Muth fest. Zuvor war Florian Kern noch am gegnerischen Torwart Paul Keutmann gescheitert. Es drohte ein Debakel.

Paraden von Marco Bitz

Aber so weit kam es zunächst nicht. Die Bären ließen die Köpfe (noch) nicht hängen. Haßloch zeigte deutlich mehr Engagement, setzte auf Tempo und verkürzte bis zur 45. Minute sogar auf zwei Toren (22:24). Immer wieder hielt Torhüter Marco Bitz mit seinen Paraden seine Vorderleute im Spiel. Trotzdem war es wieder zum Haareraufen, denn sowohl Yannik Polifka, Philipp Alt als auch Matthias Röder vergaben hochkarätige Möglichkeiten. Dann warf Yannick Muth bei einem Siebenmeter den Ball über das Tor. „Der Druck war in der zweiten Hälfte einfach zu groß. Anders kann ich mir das nicht erklären“, räumte Lars Hannes ein. Ganz bitter die Szene in der 54. Minute, als Florian Kern nach einem Gesichtstreffer noch mit einer Zwei-Minuten-Strafe vom Platz musste, statt den Anschlusstreffer zum 26:27 zu erzielen. „Die Chance war da“, sagte Muth. Danach ließen seine Jungs die Köpfe hängen. Wieder einmal.

Da brachte auch das Comeback von Kevin Seelos, der Sportliche Leiter kehrte in den letzten Minuten erstmals nach langer Leidenszeit auf das Spielfeld zurück, nicht den erhofften Impuls. Aldekerk zog einfach davon. „Man kann schlecht Handball spielen, aber was die Mannschaft charakterlich heute gezeigt hat, das hat mich sehr enttäuscht“, übte Routinier Denni Djozic, Kritik. Dem widersprach keiner seiner Kollegen. Der Exprofi weiß, wovon er redet. Denn niemand bis auf Kapitän Marco Bitz bewies Drittliga-Niveau. „Das war im Prinzip ein kollektives Versagen“, räumte Lars Hannes mit Ausnahme seines Kapitäns ein. Auch Marcus Muth wurde deutlich: „Wir hatten heute nicht die Qualität, die wir in solchen Situationen brauchen.“

Übrigens konnte der Kollege des Unparteiischen Johannes Friedrich, Sven Ernst, aufgrund einer Unterschenkelverletzung in der zweiten Hälfte nicht mehr mitwirken.

Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 21.04.2023, Jochen Willner