Der neue Cheftrainer Marcus Muth hat wohl an den richtigen Stellen geschraubt. Die wichtigste Erkenntnis aus dem Spiel gegen Saarlouis: Die TSG Haßloch kann wieder 60 Minuten lang kämpfen.

Der Knoten ist geplatzt. Im sechsten Spiel in Folge sicherte sich der Handball-Drittligist TSG Haßloch den ersten Punktgewinn der Saison. Nach einer hart umkämpften Partie holte sich die Mannschaft um den neuen Cheftrainer Marcus Muth gegen die favorisierte HG Saarlouis ein 29:29 (12:14). Die Erleichterung war spürbar. Aber der große Jubel blieb aus. Es war mehr drin gewesen.

„Es ist schade, dass wir uns nicht mit zwei Punkten belohnt haben. Aber wir haben zumindest einen Punkt hart erarbeitet. Das sehen wir als ein Erfolgserlebnis“, sagte Theo Surblys. Er sah es realistisch.

Engagierte Gastgeber

Sechs Minuten vor dem Spielende lagen die Bären nach einem Treffer von Exnationalspieler Lars Weisgerber mit 25:28 zurück. Die Gäste aus dem Saarland mit dem früheren Haßlocher Daniel Schlingmann zwischen den Pfosten drängten auf den nächsten Sieg. Aber die Gastgeber blieben bissig und engagiert. Denni Djozic traf eiskalt von der linken Außenbahn zum 26:28. Dann donnerte Trainersohn Yannick Muth aus dem Rückraum den Ball in den rechten Torwinkel, so dass Darius Jonczyk das Nachsehen hatte. Die Halle bebte, die Fans unterstützten ihre Mannschaft.

Aus für Hallensprecher

Dann kam es zum Eklat: Hallensprecher Peter Stuhlfauth wurde wegen seiner Aufforderung zum passiven Spiel von den südbadischen Unparteiischen Ernst/Friedhoff wenige Minuten vor dem Abpfiff von seiner Aufgabe entbunden. Das störte die Bären nicht so sehr. Zwar erhöhte Tom Paetow nochmals auf 29:27 für die Saarländer, ehe Yannick Muth nach Zuspiel von Max Zech am Kreis zum 28:29 und dann Lukas Wichmann 13 Sekunden vor dem Abpfiff ebenso am Kreis zum viel umjubelten 29:29-Ausgleich trafen.

Es war ein hartes Stück Arbeit. Die Blau-Weißen kamen nur in den ersten zehn Minuten in ihr Spiel, unterbanden das Tempospiel der Gäste. Dann war der wurfgewaltige HG-Rückraum mit Philipp Kockler, Tom Paetow und Marcel Becker vorerst nicht zu bremsen. Die Schützlinge von Trainer Philipp Kessler profitierten von den vielen technischen Fehlern der Gastgeber. So zog Saarlouis durch Lars Walz auf 14:9 (26.) davon. Bald hatte die TSG ihre stärkste Phase.

TSG holt in Unterzahl auf

Während Saarlouis zeitweilig auf die Fünf- eins-Deckung mit Tom Paetow an der Spitze umstellte, kam die TSG in der Unterzahl immer näher. Zunächst traf Lars Hannes per Siebenmeter, danach donnerte Theo Surblys den Ball in die Maschen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff verkürzte Dennis Gregori auf 12:14. Die TSG blieb auf Schlagdistanz zu den Saarländern.

Und Marcus Muth fand die richtigen Worte in seiner Kabinenansprache: „Aufgeben ist keine Lösung.“ Stattdessen forderte er seine Spieler auf, weiterhin Spaß zu haben. Das hatten seine Akteure auch, als sie wieder aufs Feld zurückkehrten. Der eingewechselte Denni Djozic traf dreimal von der linken Seite bis zum 15:15, ehe Yannik Polifka sich jeweils zum 16:15 und 17:16 „durchtankte“. TSG-Kapitän Marco Bitz unterstützte zwischen den Pfosten seine Vorderleute wie den aufopferungsvoll kämpfenden Julius Herbert, Theo Surblys und Lukas Wichmann im Innenblock. Das war auch notwendig, da die Saarländer überwiegend aus dem Rückraum trafen.

Ein lauter TSG-Trainer

Die Haßlocher verteidigten ihre Führung, mussten aber in den letzten zehn Minuten erneut abreißen lassen und gerieten in Rückstand. Yannik Polifka verlor mehrmals den Ball. Lars Hannes warf ideenlos aufs Tor. Marcus Muth wurde laut, sehr laut. Aber er fand in der Auszeit wieder die richtigen Worte. Seine Jungs ließen sich auch von der Manndeckung der Gäste nicht einschüchtern. Nach dem 25:28-Rückstand folgte noch der Ausgleich. „Wichtig ist, dass die Mannschaft nicht aufgegeben hat. Die Jungs haben sehr viel richtig gemacht, da müssen wir weiterarbeiten“, sagte Muth.

Erstmals in der laufenden Saison blieb Saarlouis unter 30 Toren. Max Zech traf sechs Sekunden vor dem Abpfiff zur 30:29-Führung ins leere Tor, aber der Treffer zählte nicht, da kurz davor Cotrainer Gerald Schalter mit der Grünen Karte zur Auszeit gebeten hatte. Das war bitter. „Gefühlt war es wie ein Sieg und eine Niederlage. Wichtig ist jetzt, dass wir den ersten Punkt haben und mit viel Selbstvertrauen nach Dansenberg fahren“, sagte Lars Hannes. „Es sind nach wie vor zu viele Fehler. Wichtig war, dass die Mannschaft sich nach den Nackenschlägen immer wieder zurückgekämpft hat“, ergänzte Kevin Seelos, der Sportliche Leiter.

Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 08.10.2023, Jochen Willner