Die Krise beim Drittligisten TSG Haßloch verschärft sich. Im fünften Spiel in Folge verlieren die Bären, diesmal gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden. Der erhoffte Impuls vom neuen Cheftrainer bleibt (noch) aus.

Die Ratlosigkeit war am Ende spürbar. Nach Wochen und Monaten des mit einem Kraftakt vollzogenen personellen Umbruchs und dem damit gesicherten Fortbestand des Drittliga-Handballs in der TSG Haßloch ist die Ernüchterung groß. Erneut musste die neu formierte Mannschaft um Kapitän Marco Bitz eine bittere Niederlage einstecken: Mit 28:40 (16:21) gab es nicht nur die nächste Pleite, sondern die Bären quittierten ihre bisher höchste Niederlage in der noch jungen Spielzeit.

Aber der neue Cheftrainer Marcus Muth, der nach nur zwei Trainingseinheiten erstmals an der Seitenlinie das Sagen hatte, erkannte trotz der nächsten Niederlage einige positive Ansätze, die der Mannschaft Mut machen sollten: „Wir sind gut ins Spiel gekommen. Die Jungs haben sich in den ersten zehn Minuten auch strikt an die taktischen Vorgaben gehalten und lagen dementsprechend in Führung.“

Guter Beginn

In der Tat: Die Haßlocher führten mit 7:5. Besonders im Überzahlspiel ließen sie diesmal die Chancen nicht liegen, verteidigten in den ersten Minuten engagiert. Aber danach „verfielen sie wieder in ihr altes Muster“, wie es Muth auf den Punkt brachte. Die Folge: Die Baggersee-Piraten um Cheftrainer Jan Redmann zogen mit einem Dutzend Tempogegenstößen davon und schafften nicht nur die Wende, sondern gingen mit 13:8 (19.) in Führung. Das brachte Trainer Muth auf die Palme: „Wir bringen uns selbst aus dem Spiel, und das auch viel zu einfach.“ Kevin Seelos, der Sportliche Leiter der TSG, wurde noch konkreter: „Wir bestrafen uns selbst mit unseren eigenen Fehlern. Und wenn wir gute Aktionen haben, dann belohnen wir uns nicht.“

Haßloch bemühte sich um Schadensbegrenzung, schaffte es aber nicht, nochmals den Rückstand bis zum Pausenpfiff zu verkürzen. Auffällig war auch über weite Strecken die zu oft passiven Herangehensweisen in der Defensive. „Da müssen wir mehr Aggressivität an den Tag legen und mehr Bereitschaft zeigen“, kritisierte Muth das Verhalten.

TSG kommt nicht mehr heran

Nach dem Pausentee zeigte sich seine Mannschaft wieder deutlich verbessert. „Das war ganz ordentlich. Dass wir es nicht schafften, mal bis auf zwei Tore heranzukommen, das zeigt einfach, dass die junge Mannschaft in bestimmten Situationen eben die Fehler macht, die erfahrene ehemaligen Spieler wie Borodovskis, Triebskorn oder Messerschmidt nicht gemacht hätten.“ Als Maximilian Zech, mit sechs Treffern der erfolgreichste TSG-Schütze neben Lars Hannes und Lukas Wichmann, die jeweils fünfmal trafen, auf 20:24 und 21:25 verkürzte, keimte kurz etwas Hoffnung im TSG-Sportzentrum auf, die Partie weiterhin ausgeglichen zu gestalten. Dann zogen die Gäste wieder mit drei Toren in Folge davon. Die Bären kamen nicht mehr heran.

Die Chancenauswertung war zum wiederholten Mal zum Haareraufen. „Das war schon katastrophal“, stellte Muth fest. Die Kernaussage des neuen Trainers ist jetzt klar: Die Bären müssen wieder zu einem gradlinigen und einfachen Handball zurückkehren. „Wir haben in einigen Phasen passabel gespielt. Darauf müssen wir aufbauen und dürfen uns dann nicht selbst im Weg stehen“, verlangt Muth. Dazu will der 52-Jährige in den kommenden Tagen auch einige Einzelgespräche führen. Das hat Gründe.

Drei Teams überholen

„Mein Eindruck ist, dass einige viel zu schnell die Schulter hängen lassen. Außerdem habe ich einige Akteure in Stresssituationen erlebt, was mich sehr überrascht hat.“ Marcus Muth will keine Gelegenheit auslassen, die Haßlocher vom Tabellenende wegzubekommen. Er will Schritt für Schritt die TSG auf ein Niveau bringen, auf dem sie bald die ersten Punkte einfahren kann. Nach bisher fünf Saisonspielen ist Schlusslicht TSG Haßloch als einzige Mannschaft der Dritten Liga Südwest noch ohne Punkte. Vor ihr sind vier Teams platziert, die jeweils erst zwei Zähler geholt haben. „Die Mannschaft hat das Vertrauen. Ich habe auch nach dem Spiel gemerkt, die Spieler reflektieren ihre Schwächen. Deshalb wollen wir uns jetzt von Woche zu Woche verbessern“, bringt es Muth auf den Punkt. Das Ziel der Bären ist es, am letzten Spieltag drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Bis dahin steht der TSG noch viel Arbeit bevor.

Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 01.10.2023, Jochen Willner