Nach dem Abpfiff der Partie zwischen den Handball-Drittligisten TSG Haßloch und Vizemeister HSG Krefeld Niederrhein nahm auf dem Weg in die Kabine Andreas Reckenthäler Spielmacher Yannick Muth und Torjäger Yannik Polifka in den Arm. Der Trainer hatte Gesprächsbedarf. Im positiven Sinne. Die beiden Neuzugänge von der mHSG Friesenheim-Hochdorf überzeugten diesmal über weite Strecken und hatten wesentlichen Anteil daran, dass die Bären trotz körperlicher Unterlegenheit zeitweise den favorisierten Gästen vom Niederrhein auf Augenhöhe begegneten.
Dabei kamen die Gastgeber vor über 250 Zuschauern zunächst nicht in Schwung. Die Gäste wirkten in der Defensive deutlich robuster, so dass die TSG-Angriffsreihe zunächst Mühe hatte, sich durchzusetzen. Es gab in der Anfangsphase kaum ein Durchkommen. So lagen die Bären bis zur 20. Minute mit 6:10 zurück. Eine Umstellung auf eine 5:1-Deckung mit Philipp Alt an der Spitze brachte nicht viel. Knackpunkt war allerdings, dass die TSG durch die regelmäßigen Doppelwechsel von der Abwehr zum Angriff in ihrem sonst gewohnten Tempospiel deutlich gebremst wurde. Spielmacher Lars Hannes wurde hier schmerzlich vermisst.
Bitz hält die TSG im Spiel
Aber mit zunehmender Dauer wirkte Haßloch deutlich disziplinierter und kam trotz zuvor vergebener Chancen dem Ausgleich immer näher. Kapitän und Torhüter Marco Bitz hatte großen Anteil daran. Er hielt mit einem Dutzend Paraden seine Vorderleute im Spiel. Immer wieder suchte Yannik Polifka die Lücken vor dem gegnerischen Tor, verkürzte auf 12:13 und sorgte noch in Unterzahl zum viel umjubelten Ausgleich zwölf Sekunden vor dem Halbzeitpfiff. „Uns hat einfach die Abgezocktheit gefehlt, dass wir so spät erst ins Spiel gekommen sind. Im Angriff müssen wir noch bessere Lösungen finden, während es in der Deckung schon besser war“, sagte Yannik Polifka, der mit Muth im Rückraum harmonierte.
Die Bären zeigten in den letzten Minuten des ersten Abschnitts viel Leidenschaft und Kampfgeist. „Dass Yannick und ich schon zwei Jahre zusammenspielen, das hilft enorm“, so Polifka. Auffällig war diesmal auch Philipp Alt. Der 18-jährige gebürtige Trierer, der aus dem Talentschuppen der Rhein-Neckar Löwen ins Großdorf gekommen ist, sorgte mit seinem sechsten Treffer für die 18:16-Führung der TSG. Aber das reichte nicht.
Glänzend aufgelegter Gästekeeper
Krefeld, das am Mittwoch noch im DHB-Pokal-Wettbewerb gegen den Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen unterlegen war, kam mit zunehmender Dauer besser in Schwung. Dabei brachte Gästetrainer Mark Schmetz mit der Hereingabe von Jörn Persson und vom Luxemburger Loic Kaysen jene Akteure aufs Feld, gegen die die TSG-Abwehr größte Mühe hatte. Nach dem 19:19-Ausgleich vom Exeisenacher und gebürtigen Portugiesen Ruben Carlos Sousa wirkte Haßloch nicht mehr so fokussiert wie zuvor. So scheiterten aus dem Rückraum Muth und Alt an dem glänzend aufgelegten Gästekeeper Sven Bartmann. Zu allem Überfluss musste Lukas Wichmann noch für zwei Minuten vom Feld. Nach einer weiteren TSG-Auszeit (42.) verkürzte Polifka zum 20:21, 21:22 und 22:23 (44.), aber der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen.
Krefeld wirkte in der Schlussphase abgezockter, aber auch cleverer und zog auf 27:23 davon. Dann setzte Reckenthäler mit dem Wechsel zwischen den Pfosten auf Loic Modzinski, hoffte auf einen Impuls. Das Haßlocher Eigengewächs parierte einige Würfe der Gäste, verhinderte aber den Rückstand kaum. Haßloch war bemüht, verkürzte nochmals nach einem Siebenmeter von Denni Djozic auf 27:29 (54.). Am Ende unterlag die TSG der HSG Krefeld Niederrhein mit 31:34 (13:13) .
Acht Tore von Alt
„Es sind Kleinigkeiten, die wieder den Unterschied ausgemacht haben“, klagte Alt, der mit acht Treffern der erfolgreichste TSG-Werfer war. „Wichtig war, dass wir noch in der Halbzeit zurückgekommen waren und so in der zweiten Hälfte die Partie offen gestalten konnten“, betonte der 18-jährige Rechtshänder. „Es war wieder einen Schritt nach vorne. Die kämpferische Einstellung war da, die Abwehr war stabiler. Wir waren im Vergleich zu den bisherigen Spielen disziplinierter, aber wir haben einfach viele freie Möglichkeiten nicht verwertet.“ Genau diese Worte hatte auch Cheftrainer Reckenthäler seinen Jungs in seiner ersten Analyse nach dem Abpfiff gesagt. „Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, außer, dass wir am Ende einige Bälle verworfen haben“, sagte Reckenthäler. Er ist überzeugt ist, dass die Mannschaft mit sehr viel Selbstvertrauen zum Derby gegen die mHSG Friesenheim-Hochdorf (Samstag 18 Uhr, TVH-Sportzentrum Hochdorf) reisen wird. Seine Jungs haben Bock auf das Spiel.
Quelle: „Die Rheinpfalz“ – Mittelhaardter Rundschau vom 17.09.2023, Jochen Willner